Die Gier regiert

Bundesfinanzminister Hans Eichel hat Anfang des Jahres zum verstärkten Kampf gegen die Schwarzarbeit geblasen. Verständlich, denn dem Fiskus entgehen jährlich Milliarden an Steuergeldern durch diese Schattenwirtschaft.

Zudem leidet der Arbeitsmarkt, wenn ausländische Arbeitskräfte für einen Hungerlohn in Deutschland anheuern und Einheimische auf Jobsuche gehen müssen. Wie wenig sich indes schwarze Schafe von Eichels Kampagne beeindrucken lassen und wie sehr die Gier regiert, zeigt ein Fall in Trier. Dort flogen auf einer Großbaustelle 18 Polen auf, die sich mit 4,60 Euro pro Stunde begnügen mussten. Ihr Chef scherte sich nicht um den gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohn und strich ein nettes sechsstelliges Sümmchen ein. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, gibt es die "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" des Hauptzollamtes in Koblenz, deren Zweigstelle Trier im gesamten ehemaligen Regierungsbezirk ermittelt. Die Personalstärke soll mittelfristig von 29 auf 60 Beamte angehoben werden. Was ein bezeichnendes Licht auf die Vorgehensweise des Bundesfinanzministers wirft: Eichel propagiert medienwirksam die Verfolgung illegaler Schwarzarbeit, lässt aber diejenigen, die seine hehren Vorsätze umsetzen sollen, zu lange im Regen stehen. Deutlich wird auch die verfehlte Informationspolitik der Bundesregierung. Öffentlich wurde der Kampf gegen die Schwarzarbeit bislang als Verfolgung von Putzfrauen wahrgenommen. Dabei haben die Beamten in Trier bis heute noch keine Putzfrau überprüft und gedenken dies auch künftig nicht zu tun. Ihre Aufmerksamkeit gilt sinnvollerweise der organisierten Kriminalität. Das hätte die Bundesregierung den Bürgern verdeutlichen müssen - vielleicht wären dann ihre verheerenden Umfragewerte ein wenig besser. f.giarra@volksfreund.de

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