Die Qual der Wahl

Wie klar war doch noch vor Jahren das Leben für König Kunde geregelt: In der letzten Januarwoche gab es für zwei Wochen Winterschlussverkauf, in der letzten Juliwoche startete der Sommerschlussverkauf.

Wie klar war doch noch vor Jahren das Leben für König Kunde geregelt: In der letzten Januarwoche gab es für zwei Wochen Winterschlussverkauf, in der letzten Juliwoche startete der Sommerschlussverkauf. Wer auf Schnäppchen scharf war, sparte für diese Zeit sein Geld, um Saisonware günstig abzustauben. Mit dem Wegfall des Rabattgesetzes und der neuen Fassung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb ist nun Schlussverkauf das ganze Jahr über möglich. Eigentlich schön für den Verbraucher, sollte man meinen, wenn es an jeder Ladenecke Rabatte und Reduzierungen hagelt. Doch was man letztlich bei Sonderaktionen und Räumungsverkäufen spart, geht zeitlich für die Orientierungssuche drauf. Wer weiß schon, wann wie viel Prozent beim Händler X und wann wie viel beim Händler Y gespart werden kann? Viele Verbraucher hetzen durch die Geschäfte – auf der Jagd nach der günstigsten Hose der Stadt. Denn nun hat der Kunde die Qual der Wahl: Geht man gleich im Frühjahr kaufen, wenn die neue Ware in die Läden kommt, und zahlt man dann den erstbesten Preis? Oder wartet man auf die größtmögliche Reduzierung und geht dann das Risiko ein, dass die Ware nicht mehr da ist? Hinzukommen zunehmend schwarze Schafe, die Preise vorher künstlich hochschrauben, um sie nachher um 30 Prozent reduzieren zu können, oder die zu wenig Sonderangebots-Ware bereitstellen, um die Kunden in ihre Läden zu locken. Kein Wunder, dass die Kunden sich beim Einkauf zurückhalten. Denn Geld kann nach wie vor nur einmal ausgegeben werden. Insofern hat die große Kauffreiheit ihre Grenzen. Letztlich ist König Kunde bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen – vorausgesetzt, er weiß, woran er ist, ob bei guter Qualität oder ansprechendem Service. s.schwadorf@volksfreund.de

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