Die Rechthaber

Edmund Stoiber hat Recht, wenn er die FDP des Wackelns zeiht. Guido Westerwelle hat aber auch Recht, wenn er sich gegen unkluge Vorwürfe zur Wehr setzt. Und wer jetzt sagt, man könne nicht beiden Streithähnen Recht geben, hat ebenfalls Recht.

Es ist ein Dilemma mit dem Rechthaben. FDP-Chef Westerwelle hat gestern also zurück gekeilt und bei der Schuldverteilung nach dem verpassten Wahlsieg in Schleswig-Holstein auch Stoiber bedacht. Der Bayer hatte zuvor die Liberalen für den Misserfolg verantwortlich gemacht. Nach Abwägung des Sachverhalts liegt der Schluss nahe, dass jenseits der obigen Eingangsbemerkung Westerwelle etwas mehr Recht haben könnte als Stoiber. Denn die alte Schwäche der CSU, die FDP reflexhaft zu beschimpfen, liefert der Gegenseite unentwegt Munition. Selbst wenn "das Wackeln und die Zwischengeräusche der Liberalen" (Stoiber) den Wahlsieg im Norden gekostet haben: Es ist ein Fehler, den einzig möglichen Koalitionspartner mit Vorwürfen zu bedenken und so zu verärgern. Natürlich provoziert Stoiber eine Reaktion, die menschlich ist und deshalb gallig ausfällt. SPD und Grüne lachen sich ins Fäustchen. Wäre Stoiber ein schlauer Stratege, würde er darauf verzichten, die Unzulänglichkeiten der FDP offen zu beklagen. Sonst könnte eines Tages beim interessierten Publikum die Frage auftauchen, wer denn hier wohlder Leichtmatrose ist. nachrichten.red@volksfreund.de

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