Die Schrumpf-Spirale

Die Deutschen kriegen immer weniger Kinder - und setzen so eine verhängnisvolle Spirale in Gang: Ehemals lebendige Landstriche werden vergreisen, verwaisen und veröden, vor allem im Osten und im Norden der Republik.

Die Menschen reagieren auf wirtschaftliche Tristesse mit einem mobilen Impuls, sie ziehen die Konsequenz aus fehlenden persönlichen Perspektiven und wandern ab in Regionen, die Zukunft verheißen. Die Folgen des regionalen Exodus sind Atem beraubend: Schulen und Geschäfte schließen, Gebäude verfallen, Landstriche veröden. Zurück bleiben die Armen, Kranken und Alten, zurück bleibt ein "Mezzogiorno”. Dieser italienische Begriff steht für ein wirtschaftlich, sozial, politisch und kulturell unterentwickeltes Gebiet. Er steht für einen Teufelskreis. Denn weniger Kinder (statt notwendigen 2,1 kommen nur noch 1,3 pro Frau zur Welt) bedeuten weniger künftige Eltern - die noch weniger Kinder zeugen. Ohne Zuwanderung würden im nächsten Jahrhundert nur noch 24 Millionen Menschen in Deutschland leben, mit entsprechenden Auswirkungen auf Wirtschaftskraft und politische Stärke. Was Not tut, ist ein überzeugendes Gesamtkonzept, vielleicht sogar ein eigenes Ministerium, das sich auf die Mammutaufgabe konzentriert, endlich die Voraussetzungen für eine gedeihliche Population zu schaffen. Das Paradebeispiel dafür ist vor unserer Haustür zu begutachten: Unser Nachbar Frankreich zeigt, dass die Kultur der Frauenerwerbstätigkeit keinesfalls mit der Natur des Kinderkriegens kollidieren muss. Paris hat mit seinem "Code de la famille” eindrucksvoll bewiesen, dass staatliche Einflussnahme auch positive Wirkungen entfalten kann. Es ist die einzige Chance, den grassierenden Schrumpfungs- und Verödungsprozess in Deutschland zu stoppen. nachrichten.red@volksfreund.de

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