Die Schwachen büßen

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Die Trierer Wohnungsbau und Treuhand AG (gbt) hat in den vergangenen drei Jahren Verluste von rund 8,2 Millionen Euro erlitten. Diese Fehlbeträge stehen in direktem Zusammenhang mit einem Projekt in Jülich, das sich als fataler wirtschaftlicher Fehlschlag erwiesen hat.

Um die Bilanzen zu retten, sind Mittel in etwa gleicher Höhe genutzt worden, die aus der "Bau-Erneuerungsrücklage" stammen und - wie der Name schon sagt - der Renovierung und Modernisierung der etwa 4000 gbt-eigenen Wohnungen dienen sollten. In den Geschäftsberichten stehen Zahlen. Dort ist nichts darüber zu lesen, dass offenbar ein eklatantes Missmanagement die "Miesen" verursacht hat. Der ehemalige gbt-Vorstand Volker Doerfel war für Projektentwicklung und damit für das Einkaufszentrum in Jülich verantwortlich. Er wurde "einvernehmlich" vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen, zudem wurde ihm für das Geschäftsjahr 2002 die Entlastung verweigert. Ein ungewöhnlicher Vorgang, der deutlich macht, dass schwere Fehler begangen worden sein müssen. Wäre das nicht der Fall, wären wohl kaum intern Haftungsfragen diskutiert worden. Nicht alle Einzelheiten des Projektes sind bekannt, doch eines fällt auf: Sich als großes Unternehmen mit einem Privatmann in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ins Boot zu setzen, weil dies im Gewinnfall Steuervorteile verspricht, ist waghalsig. Der Privatmann kann sich jederzeit seinen Verpflichtungen entziehen, wie es im Fall Jülich geschehen ist. Den Gesamtschaden trägt dann der andere Gesellschafter, hier also die gbt. Warum wurde ausgerechnet in einer Kleinstadt wie Jülich ein Einkaufszentrum dieser Größenordnung errichtet? Warum wurden so hohe Kredite aufgenommen? Warum wurde das Geschäft in einer GbR mit einem Privatinvestor abgewickelt? Diese Fragen werden Vorstand und Aufsichtsrat der Öffentlichkeit beantworten müssen. Apropos Aufsichtsrat: Er ist zur Kontrolle des Managements verpflichtet. Er hat das Projekt genehmigt und trägt deshalb eine Mit-Verantwortung für die fatalen Folgen. Und in diesem Aufsichtsrat sitzen der Trierer OB Helmut Schröer und die bekannten Kommunalpolitiker SPD-Fraktionschef Friedel Jaeger und UBM-Fraktionschef Manfred Maximini. Dieses im Geheimen bemerkenswert einige Trio wird eine Politik erklären müssen, bei der Millionenverluste aus einem offenbar riskanten Geschäft auf Mieter abgewälzt wurden, von denen viele unnötig lange auf Renovierungen in ihren vier Wänden warten müssen. Das Schlimme an diesem Vorgehen, das vehement dementiert wird, obwohl es belegbar ist: Bei den Mietern handelt es sich um Menschen, die sich aus zwei Gründen nicht wehren können: Weil sie keine Lobby haben und weil sie nichts von den Vorgängen hinter den Kulissen wissen. f.giarra@volksfreund.de

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