Die Süßholz-Raspler

Nanu, was ist mit den Kritikern des Kanzlers los? Sind CDU, CSU und die "Bild”-Zeitung über Nacht geläutert? Haben sie den eigenen Irrtum eingesehen und fühlen sich nun verpflichtet, Gerhard Schröder Abbitte zu leisten?

Die Wortwahl, derer sich die Konservativen und ihre journalistischen Helfer plötzlich befleißigen, ist jedenfalls auffällig. Unvermittelt hören wir jetzt Lob und Anerkennung für Schröders Mut, die Reformen auch gegen stärkste Widerstände anzupacken und durchzufechten. Was ist passiert? Eigentlich ist nichts passiert. Schröder und seine Mannen tun, was sie seit Monaten tun. Unbeirrt verteidigen sie "Hartz IV” auf Straßen und Plätzen, in Presse und Rundfunk. Und sie demonstrieren energisch Entschlossenheit, die glaubwürdig wirkt, weil mit ihr womöglich der eigene Untergang verbunden ist. Das mag beeindrucken, erklärt aber noch nicht den Kurswechsel der größten Zeitung des Landes, die abrupt vom Draufhauen auf Streicheln umgeschaltet hat. Vermutlich will "Bild” mal wieder zeigen, wie mächtig sie ist. Eine Grundüberzeugung ist bei ihr aber nicht zu erkennen. Und die Union? Sie hat offenbar eingesehen, dass billige Polemik gegen ein Reformwerk, an dem sie selbst mitgestrickt hat, unseriös ist und von den Wählern nicht honoriert wird. Deshalb raspeln Merkel und Merz nun Süßholz. Das ist allemal besser, als sich gegenseitig Knüppel zwischen die Beine zu werfen. nachrichten.red@volksfreund.de

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