Die Zunft im Sumpf

Immerhin war es kurz und schmerzlos: Nicht einmal eine Woche hielt das Lügengerüst von Robert Hoyzer. Dass er nun in die Offensive geht und sich als Kronzeuge zur Verfügung stellen will, ehrt ihn einerseits, anderseits ist der Schaden weiter unabsehbar.

Weitere Beteiligte will der Betrugs-Schiedsrichter nun nennen - vorrangig wohl, um von sich abzulenken. Es sei denn, eine ganze Kumpanei von korrupten "Unparteiischen" käme zum Vorschein. Dann würden die Alarmglocken beim Deutschen Fußball-Bund noch lauter schrillen, das gesamte Schiedsrichtersystem steht ehedem am Pranger. Ein schwarzes Schaf hat die gesamte Zunft in den Sumpf gezogen - jede künftige Entscheidung wird noch genauer seziert, bei jedem Elfmeter werden die Fans mit Geldscheinen winken und nach der Wett-Mafia schreien. Jetzt geht doch jeder davon aus, dass grundsätzlich in jedem Schiedsrichter ein kleiner Hoyzer steckt. Da helfen alle Entsetzensschreie der weißen Schafe im schwarzen Trikot wenig. Der Ruf ist ruiniert. Selbst wenn sich nun herausstellt, dass Hoyzer ein krasser Einzelfall war, das Image ist am Boden. Und der Profi-Skandal wirkt sich bis in die D-Liga aus: Wer will denn jetzt noch Schiedsrichter werden? Als ob die allsonntäglichen Pöbeleien nicht genug wären, sie werden nun an Schärfe zunehmen. Nur welche Konsequenzen kann der DFB ziehen? Mehr als bitten, betteln und überprüfen nicht. Gegen derartige kriminelle Energie ist kein Kraut gewachsen. Bleibt nur zu hoffen, dass Nachahmungstäter durch die Härte der öffentlichen Diskussion abgeschreckt werden. b.pazen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort