Die Zweite Chance

Guido Westerwelle hat wie erwartet seine zweite Chance bekommen. Die Delegierten des Bremer Parteitages haben ihm den Rücken allerdings nicht ganz so deutlich gestärkt wie noch vor zwei Jahren. Das verwundert nicht.

Die herben Ärgernisse der letzten Monate - von Spaßwahlkampf über die verlorene Bundestagswahl bis hin zum Krisenmanagement in Sachen Möllemann - sind eben nicht von jetzt auf gleich aus der Welt zu schaffen. Auch nicht mit einer noch so guten Bilanz, die der 41-Jährige zweifellos vorweisen kann, seit er vor zwei Jahren das Amt übernommen hat. Man muss nur auf die Mitgliederentwicklung in der FDP und die Wahlergebnisse in den Ländern gucken. Der neue und alte Vorsitzende der FDP hat eine gute Rede gehalten. Nicht nur aus rhetorischer Sicht - nein, Westerwelle hat wichtige Signale gesetzt, er hat vor allem gezeigt, dass auch mit ihm, dem einstigen Spaßpolitiker aus dem Guidomobil, Ernsthaftigkeit und Programmatik anstelle von Inhaltsleere möglich ist. Nicht jeder hat daran unbedingt geglaubt. Der Kurs der Partei ist mit ihm als Vorsitzenden somit endlich klarer geworden. Die FDP wird weiter eine Strategie fahren, die ihr weitgehend alle möglichen Optionen offen hält. Bei den Inhalten setzt sie als Alternative zu den Sozialdemokraten, aber auch zu den Konservativen nun deutlicher denn je auf Wirtschaftsliberalismus. Westerwelles Programm erinnert damit ganz klar an die Zeit Anfang der 80er Jahre, als die Liberalen mit der Union in einem Boot saßen. Man darf gespannt sein, ob der Wähler diese Renaissance der Programmatik honorieren wird. nachrichten.red@volksfreund.de

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