Die deutsche Gründlichkeit

Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare. Wir kennen den Reim, der nicht wirklich zum Lachen reizt. Das Leben in Deutschland ist ziemlich reglementiert und bürokratisiert, wie sonst nirgends auf der Welt.

Wir nehmen es eben genau, und diese sprichwörtliche deutsche Gründlichkeit ist es auch, die uns das Leben mitunter schwerer macht als es sein müsste. Gewiss hat der Drang zur Pflege bewährterSekundärtugenden auch sein Gutes: In Deutschland klappt vieles ein bisschen reibungsloser als anderswo, funktioniert die Mechanik der Abläufe oft besser als etwa in südlichen Ländern, wo man mal Fünfe gerade sein lässt. Doch die übertriebene Sorgfalt hat auch Nachteile: Die bürokratischen Auswüchse binden Kräfte und lähmen die Initiative. Daran haben auch (zaghafte) Programme zur "Verschlankung der Verwaltung" und zum "Abbau der Bürokratie" nichts ändern können. Nun ist Bürokratieabbau ein schwieriges Unterfangen. Jede Regelung hatte ja mal einen tieferen Sinn, der sich nicht schon deshalb erledigt, weil die Vorschrift mit Unannehmlichkeiten verbunden ist. Gleichwohl steht außer Frage, dass es mit einfachem Jäten nicht mehr getan ist: Die Axt muss her, um den Dschungel zu lichten. Am besten fängt man dort an, wo tatsächlich niemand mehr durchblickt: Beim aberwitzigen deutschen Steuerrecht. nachrichten.red@volksfreund.de

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