Don Quichotte auf deutsch

Das hatten sich die beiden Ich-AGs Oskar Lafontaine und Gregor Gysi anders vorgestellt. Antreten wollten sie, um die Deutschen zu retten vor unternehmerischen Heuschrecken und wirtschaftsliberalen Sozialdemokraten, vor den Schwarzen und der FDP und deren Gefasel von der angeblichen Globalisierung.

Das hatten sich die beiden Ich-AGs Oskar Lafontaine und Gregor Gysi anders vorgestellt. Antreten wollten sie, um die Deutschen zu retten vor unternehmerischen Heuschrecken und wirtschaftsliberalen Sozialdemokraten, vor den Schwarzen und der FDP und deren Gefasel von der angeblichen Globalisierung. Die kleine, heile Welt Deutschland, in der es gerecht zugeht und fair, in der Papa Staat alles regelt, für Ein- und Auskommen der Bürger sorgt, für Altersicherung und Pflegebedürftigkeit, das ist ihr Traum. Den Großen wollen sie es nehmen und den Kleinen geben, wie weiland Robin Hood dem Sheriff von Nottingham die Goldmünzen raubte und sie an die geknechteten Untertanen verteilte. Ein Held, der Jahrhunderte nach seinem Tod, nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Diese Gefahr besteht bei Gysi und Lafontaine nicht. Sie ähneln eher dem Ritter von der traurigen Gestalt. Don Quichotte konnte bekanntlich so wenig gegen die Windmühlen ausrichten wie Gysi und Lafontaine gegen die weltweite Wirklichkeit. Und kaum hält der neue Leuchtturm Oskar seine erste große Rede, faselt er etwas von der Jobkonkurenz durch Fremdarbeiter, schon brennen bei der neuen Linken alle Bäume. Denn sehr viel anders hätten die Ultrarechten das auch nicht ausgedrückt. Prompt gibt es Beifall aus der Schmuddelecke, rufen die Glatzen zur Unterwanderung der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit auf. Pech für Lafontaine und dumm gelaufen für seinen PDS-Vorturner Gregor Gysi. Der sagt lieber nichts und schickt seinen braven Parteisoldaten Lothar Bisky vor. Er soll den Mitgliedern seiner Partei nun erklären, warum die Postkommunisten nicht mehr PDS heißen dürfen, sondern irgendwie "Die Linkspartei" oder doch nicht so ganz. Die östlichen Wahlkämpfer dürfen auch PDS dazuschreiben, während es den WASG-Getreuen im Westen erlaubt ist, ohne die drei hier ungeliebten Buchstaben anzutreten. Schuld an diesem Gewürge ist natürlich Gerhard Schröder, weil er bis nächstes Jahr nicht durchgehalten hat. Sie sind eben nicht von der schnellen Truppe, die Herren Lafontaine und Gysi, ganz so wie damals Don Quichotte. d.schwickerath@volksfreund.de

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