Druck von innen

Nordkorea verfolgt offenbar seine nuklearen Ambitionen intensiver als bisher der westlichen Welt bekannt war. Doch gleichzeitig zeigen sich sowohl die USA wie auch die lethargischen Anrainerstaaten hilflos gegenüber einem Regime, das bald schon zum größten weltweiten Exporteur von Atomwaffen an den Meistbietenden avancieren könnte.

Deshalb hat die zivilisierte Welt allen Grund, diese Entwicklung mit Sorge zu betrachten. Doch das, was der britische Premier Tony Blair am Samstag als "gefühlvolle Diplomatie" bezeichnet, hat noch nicht einmal eine fingerbreite Annäherung an eine Entschärfung der Problematik gebracht. Was also tun? Einen präventiven Militärschlag auf die nordkoreanischen Atomzentren wird sich US-Präsident Bush angesichts der eskalierenden Debatte um die Gründe des ebenso präventiven Irak-Krieges nicht leisten können. Auch Wirtschaftssanktionen gegen ein ohnehin weitgehend abgeschottetes Land versprechen kaum Resultate. Dennoch gibt es noch weitere Alternativen. Ein Blick in die jüngere deutsche Geschichte zeigt nämlich, wie Diktaturen destabilisiert werden können. Als Ungarn 1989 eine Tür zum Westen öffnete und die ersten Ostdeutschen in die lang ersehnte Freiheit strömten, begann dies die kommunistischen Regime in Europa in ihren Grundfesten zu erschüttern. Das Resultat davon ist bekannt. Warum also nicht - mit Hilfe diplomatischen Drucks auf die in dieser Frage vermutlich widerwilligen Südkorea und China - die vom stalinistischen Regime in Pjöngjang geknechteten Bürger zur Flucht ermuntern? Ein erster wichtiger Schritt wäre für die USA, im großen Stil nordkoreanischen Dissidenten unbegrenztes Asyl zu gewähren. Denn je mehr Druck Pjöngjang von innen erfährt, desto größer sind die Chancen für einen friedlichen Regimewechsel und eine Hinwendung zur Demokratie. nachrichten.red@volksfreund.de

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