Düsterer Ausblick

Was der Uno-Sonderberichterstatter Vernor Munoz über das deutsche Bildungswesen sagt, ist keineswegs neu. Spätestens seit dem Pisa-Schock ist allen Interessierten klar, woran es hinter unseren Schulmauern hapert.

Trotzdem bekommt die Kritik des Diplomaten der Vereinten Nationen eine besondere Brisanz. Gerade haben Bund und Länder einen faulen Kompromiss bei der Föderalismusreform zusammengezimmert. Beide Seiten entflechten ihre Gesetzgebungskompetenzen. Dafür gibt die Bundesregierung die letzten Nischen preis, in denen sie bei der Bildungspolitik noch etwas zu sagen hatte. Der Hochschulbau ist in Zukunft genauso Ländersache wie die Finanzierung von Ganztagsschulen. Wer viel Geld hat, kann auch mehr für Bildung tun. Wer wenig hat, der hat das Nachsehen. Mit dieser Kleinstaaterei werden die Nachteile des deutschen Schulsystems weiter zementiert. Und genau in diese Wunde hat Munoz den Finger gelegt. Hier zu Lande gibt es fast ein Dutzend verschiedene Schulformen. Wer mit seinem Kind etwa von Brandenburg nach Bayern umzieht, bekommt Probleme, weil im Norden das Gymnasium nach der sechsten Klasse ansteht, im Süden aber schon nach der vierten. Wenn es der Politik wirklich mit ihren Sonntagsreden für mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit Ernst ist, dann müssen solche Zustände endlich der Vergangenheit angehören. Die Republik macht sich lächerlich mit ihrem Bildungsprovinzialismus. Das gilt umso mehr im Zeitalter der Globalisierung. Der "Außenblick" von Vernor Munoz hat das noch einmal eindringlich klar gemacht. nachrichten.red@volksfreund.de

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