Ein Jahr auf Bewährung

Noch mehr Steuererhöhungen! Vier Jahre keine Rentenerhöhung! PKW-Maut doch nicht vom Tisch! Und, als sei es der Gipfel der Zumutung: Arbeitslose müssen Spargel stechen! O Schreck. Fette Schlagzeilen.

Gewaltiges Gebrumm und Gesumse. Meinungsmacher, Wirtschaftsbosse, Gewerkschaftsführer, Besitzstandswahrer und Besserwisser aller Couleur prügeln auf die Berliner Großkoalitionäre ein. Die ganze bittere Wahrheit, schluchzt sorgengram der Bundesverband der Bedenkenträger. Den Bürger gruselt's, denn nun ist endgültig klar: Er zahlt die Zeche für eine jahrzehntelang verfehlte Politik. Schluss mit dem tränensackigen Gemaunze! Schluss mit dem lustvoll-selbstquälerischen Pulen in den Wunden! So nachvollziehbar die Kritik am schwarz-roten Pakt ist: dieser blutleere Friedensvertrag, ein Dokument gegenseitigen Misstrauens; diese Zweckehe ohne Leidenschaft; dieses abgedroschene Geschwätz von "Mut" und "Menschlichkeit"; diese nagenden Zweifel, ob Merkel, Münte & Co. fähig sind, das Land aus der Krise zu wuppen. Alles richtig. Und doch, es gibt einen Appell: Wähler, du hast die Chance, dich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Die Grausamkeiten sind erst für 2007 angedroht. Das bedeutet: ein Jahr auf Bewährung, im Namen des Volkes. Sorgt für den Aufschwung, indem ihr Geld ausgebt! Kauft ein, statt in Angst zu erstarren und jeden Cent zu sparen! Alle Kraft in die Konjunktur, alles auf eine Karte. Eine gewagte Strategie. Scheitert sie, ist die große Koalition ruckzuck vorbei. Auf der Anklagebank säßen einmal mehr die Bürger - schuldig in allen Punkten. p.reinhart@volksfreund.de

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