Ein Star zum Vergessen

Das ist also der neue deutsche "Superstar", die kleinlaute deutsche Antwort auf Robbie Williams: Alex Klaws, 19-jähriger Teenie-Schwarm aus Sendenhorst, hat es geschafft. Klaws sieht gut aus, singt passabel, hat offenbar einen "Wie schaue ich sexy in die Kamera"-Kurs belegt und ist bei potenziellen Schwiegermüttern beliebt - zumindest bevor diese mitbekommen, wie viel Telefongebühren die Tochter in den Schumi-Verschnitt investiert hat.

Ende gut, alles gut. Fünf Monate lang hat RTL Deutschlands Superstar gesucht. Gefunden haben sie eben Alex. Es hätte genauso gut Juliette oder sonst wen treffen können. Dass Alex Klaws außer den obligatorischen zwei bis drei Hit-Singles wirklich ein Star werden kann, daran glaubt wahrscheinlich noch nicht einmal Dieter Bohlen ernsthaft. Klaws nähere Zukunft: Bohlen wird für ihn einige alte Songs aus seinem Archiv herauskramen und die Plattenfirma macht ein paar schnelle Euro mit den Nachwehen der Sendung. Klaws kann sich so, wenn er Glück hat, frühzeitig das Studium finanzieren, bevor wieder dahin verschwindet, wo er herkam. Das ist alles in Ordnung - gewonnen hat mit dem Superstar-Finale schließlich auch der Zuschauer: Gegen Ende der Staffel wurde der Dauerbrenner immer zäher, langweiliger und belangloser. Beim Finale am Samstag hat RTL aber endgültig den Bogen überspannt: Brutto dreieinhalb Stunden mussten die RTL-Zuschauer vor dem Fernseher verbringen, wenn sie Finale und Sieger mitbekommen wollten. Das hat mit Familienfernsehen nichts mehr zu tun: Wer eine Entscheidung bis fast ein Uhr nachts hinauszögert und die Zwischenzeit mit etlichen Werbeblöcken, stumpfsinniger Comedy (Olm) und der dreifachen Aufführung des neuen Bohlen-Songs "Take Me Tonight" (selbst für Bohlens Standards ein sehr mäßiger Song) füllt, sollte sich nicht wundern, wenn auch der masochistischste Zuschauer irgendwann die Nase voll hat. a.feichtner@volksfreund.de

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