Ein falscher Ansatz

Was war der Aufschrei groß, als der Moralist Michel Friedmann im Hotelbett mit einigen Ukrainerinnen erwischt wurde, die wahrscheinlich zuvor per Prügel von ihren Zuhältern willig gemacht worden waren.

Damals haben sich die anderen Moralisten fleißig ereifert - über Friedmann, aber leider zu wenig über das Phänomen der Zwangsprostitution. Denn nach wie vor gilt die deutsche Gesetzgebung als absolut lasch. Dass die Justiz massiv durchgreift, ist jedenfalls nicht erkennbar. Die Realität in Deutschland ist daher bitter: Zwangsprostitution hat sich auch in unserem Land zur modernen Form der Sklaverei entwickelt. Nun sollen künftig Freier von Zwangsprostituierten vor den Kadi gezogen werden. Der Pferdefuß: Wie kann so jemand erkennen, ob die Dame unter Zwang handelt? Wie soll er bemerken, dass sie vergewaltigt, geprügelt und ausgebeutet wird? So edel der CDU-Antrag auch sein mag - der Weg von Ministerin Zypries ist der richtigere, nicht mit Schnellschüssen auf das Brutale zu reagieren. Freier zu illegalisieren, mag zwar abschrecken, würde die Szene aber noch tiefer in den schon unzugänglichen Milieu-Sumpf drücken. Ohnehin wäre ein anderer Ansatz der bessere: Zum einen müssen die Täter härter bestraft und konsequenter verfolgt werden, zum anderen brauchen die gequälten Frauen dringend mehr Hilfe - was endlich auch Perspektiven einschließt, der Illegalität zu entfliehen. nachrichten.red@volksfreund.de

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