Ein neuer Volkssport

Wie schnell ist es passiert: Eine (scheinbare) Unachtsamkeit und es kracht. Ist ein Auto-Unfall passiert, schwirren erst einmal viele Gedanken durch den Kopf. Bin ich verletzt? Was ist mit meinem Wagen? Wie konnte das passieren? Daran, dass der Unfall absichtlich inszeniert wurde, um ans Geld von der Versicherung zu kommen, denkt man als letztes. Sollte man in Zukunft vielleicht öfter. Jeder zwölfte Verkehrsunfall ist fingiert. Einzeltäter oder Banden füllen sich die Portemonnaies. Und dies auf Kosten aller: Wird nicht nachgewiesen, dass der Unfall fingiert war - was noch viel zu selten geschieht, weil kaum ein Unfallgegner an Absicht denkt und die Betrüger zu geschickt vorgehen -, zahlt die Versicherung und somit jeder Beitragszahler. Volkssport Versicherungsbetrug. Schafft es der Wagen nicht mehr über den Tüv, schnell einen Unfall bauen (lassen) und man hat Geld für einen neuen. Gibt es bei einem Discounter einen neuen Computer, schnell den alten malträtieren und der Hausratversicherung als Schaden melden - am besten als Grund Überspannung angeben, das ist am schwersten zu beweisen. Oder ganz aktuell: Wenn es bald Brillen oder Zahnersatz nur noch gegen "Aufpreis" gibt, schnell noch das alte Gebiss verschwinden oder zerstören lassen. Die Haftpflicht zahlt ja brav. Hirngespinste? Nein, alles von Insidern schon so erlebt - und zwar massenhaft. Egal wie der - zugegeben recht spektakuläre - Prozess in Trier endet: Die Schwelle, getreu der Maxime: "Ich habe lange genug Beiträge gezahlt, jetzt will ich auch was zurück", die Versicherung zu betrügen, scheint radikal gesunken. Aber eine derart kriminelle Energie zu entwickeln wie der Angeklagte in Trier, ist eher eine Seltenheit. Zahlen muss die Allgemeinheit allerdings jeden noch so "kleinen" fingierten Fall. b.pazen@volksfreund.de

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