Ein neues Universum

Die auf der Computermesse Cebit präsentierte Technik wird den enorm hohen Stellenwert des Internets bestätigen. Das große Netz ist längst die weltweit größte Informations- und Unterhaltungsbasis.

In naher Zukunft wird sich jeder überall und rund um die Uhr online bewegen können. Darin liegen zwei Gefahren. Der Missbrauch wird steigen. Online-Sucht ist bereits heute ein Problem. Viele Menschen fliehen vor der aus ihrer Sicht von Pech und Rückschlägen geprägten Realität in die virtuelle Welt der Chatrooms und Online-Spiele. Genau diese Diskussion um den Missbrauch - das ist die zweite Gefahr - wird eine boomende Branche weiterhin unverdient negativ prägen. Immer noch reagieren konservative Politiker-Kreise überaus allergisch auf alle Projekte, die das Attribut "virtuell" tragen. "Second Life" ist dafür ein Paradebeispiel. Die Online-Welt sei zu verlockend, leichter und angenehmer als ihr reales Pendant, sie ziehe ihre Nutzer an wie ein Spinnennetz. Natürlich kann es solche Fälle geben, doch die Entwicklung geht in eine völlig andere Richtung: "Second Life" überdeckt oder verdrängt die Realität nicht, sondern wird ihr immer ähnlicher. Die Gefahr der Online-Sucht besteht natürlich immer noch. Die Analyse ihrer Hintergründe und die Schaffung von effektiven Hilfen für die Opfer ist jedoch wesentlich wichtiger als die pauschalen Rufe nach einem Verbot, die parallel zum Wachstum des "Second Life"-Universums zweifellos ertönen werden. Die virtuelle Welt ist für viele ein Hobby, für manche eine Einnahmequelle und ein gesellschaftliches Phänomen - eine gemeinsame Basis für Millionen von Menschen weltweit. Daraus folgt logischerweise: "Second Life" reduziert die Kommunikationsfähigkeiten der Nutzer nicht, sondern erweitert sie. Eben ein typisches Produkt des Internet-Zeitalters. j.pistorius@volksfreund.de

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