Ein schrecklicher Alptraum

Der Alptraum, vor dem die Sicherheitsbehörden die Bundesbürger seit Monaten warnen, er wäre beinahe wahr geworden: Hunderte von Toten, nochmals Hunderte von Verletzten. Das grausame Szenario, das Deutschland drohte, möchte man sich nicht vorstellen. Es ist verhindert worden. Den Ermittlern gebührt Dank und Lob.

Nun weiß man, was Bundes-Innenminister Wolfgang Schäuble gemeint hat, als er im Juni deutlicher als je zuvor die Bürger vor einem Terroranschlag gewarnt hat. Damals hieß es Panikmache, heute erscheint Schäubles Hinweis in einem ganz anderen Licht: Die Anti-Terror-Aktion gegen die drei Festgenommenen hätte auch schiefgehen und zur Katastrophe führen können. Die Risken eines Fehlschlags waren anscheinend groß. Bei den geplanten Kofferbomben-Attentaten auf zwei Regionalzüge im vergangenen Jahr half der Zufall, das ist wahr. Ansonsten wurden in Deutschland in den vergangenen Monaten wiederholt mutmaßliche Terrorhelfer festgenommen und Anschläge vereitelt. So wie jetzt. Das spricht eindeutig für die Qualität der Sicherheitsdienste und ihre Fähigkeit, Unkalkulierbares weitestgehend einzugrenzen. Es spricht aber auch für die Effektivität der Instrumente, derer sich die Behörden beim Kampf gegen den Terror bedienen können. Die Debatte darüber, was gegen den Vormarsch der Terroristen an zusätzlicher Sicherheit vertretbar und notwendig ist, wird nun neue Nahrung erhalten. Vor allem Schäubles Kritiker werden sich angesichts der polizeilichen Erfolge in ihrem "Es reicht, Herr Minister" bestätigt fühlen. Wozu noch schärfere Gesetze, die Attentate sind doch verhindert worden? Das klingt gut und logisch. Diesen Zusammenhang jedoch herzustellen, ist fatal. Denn er führt dazu, sich seiner Sache zu sicher zu sein. Also kann die richtige Lehre aus den vereitelten Anschlägen nur sein: Immer wieder müssen die vorhandenen Instrumentarien überprüft und muss über neue nachgedacht werden - ohne Schäubles Aktionismus. Dem politisch derzeit angeschlagenen Minister verschaffen die Ereignisse dennoch Luft. Er hat die Deutschen fast schon penetrant zur Wachsamkeit aufgefordert. Da nun auch zum Islam konvertierte Deutsche, die hier geboren und sozialisiert wurden, die eigene Gesellschaft auf bestialische Weise erschüttern wollen, gelten Schäubles Mahnungen umso mehr. Deutschland bleibt im Fadenkreuz, nicht mehr nur durch eingeschleuste islamistische Terroristen. Sondern mehr denn je auch von innen.

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