Eine politische Frage

Wer Wissenschaftsminister Zöllner wörtlich nimmt, braucht den befürchteten Aderlass der Fachhochschule (FH) Trier von 700 Studierenden und zwei kompletten Fachbereichen kaum noch zu fürchten. Alle Regionen sollen profitieren, verspricht der Minister.

Hoffentlich stimmt das! Das Land will aufgrund der Haushaltslage verständlicherweise Einsparpotenziale ausschöpfen und Überkapazitäten abbauen. Wo Ausbildungen zu wenig nachgefragt werden oder für jeden zweiten Absolventen in die Arbeitslosigkeit münden, hat eine Reform Sinn. Schließlich ist nicht einzusehen, warum in Deutschland mehr als doppelt so viele Architekten ausgebildet werden wie es Stellen für sie gibt. Bei den Bau-Ingenieuren entspricht der Bedarf zwar der Zahl der Absolventen - in fünf Jahren erwarten Experten sogar einen Fachkräfte-Mangel. Aber hier ist die Quote der Studienabbrecher zu hoch. Doch warum soll bei diesen Problemen nur die FH Trier bluten? Besser einen Standort ganz schließen als überall ein bisschen - so lautet die Argumentation des im Landes-Auftrag erstellten Experten-Gutachtens. Das Fach Architektur trifft es trotz übergroßer Nachfrage wegen der bundesweit hohen Arbeitslosigkeit. Die Bauingenieure will man hingegen wegen geringer Auslastung schließen. Außerdem sei die Schließung der Fächer der FH Trier "eher zuzumuten" als der FH Koblenz, heißt es. Spätestens hier wird aber deutlich, dass es bei der Standortfrage um eine politische Entscheidung geht. Der Expertenrat geht über eine fachliche Bewertung klar hinaus. Und deshalb machen es FH, Studierende und Wirtschaft richtig, wenn sie politisch gegen die Ratschläge vorgehen. Wenn man sich die Versorgung der Regionen mit Studienangeboten anschaut, wäre keine Schließung im Land so fatal wie die in Trier. Im Umkreis von 120 Kilometern wäre kein Baufach mehr erreichbar. a.heucher@volksfreund.de

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