Eisen in Wasser

Löst sich Eisen in Wasser auf? Mit diesem Beispiel für einen unsinnigen Test macht die chemische Industrie Front gegen die geplante Chemikalien-Richtlinie "Reach".

Löst sich Eisen in Wasser auf? Mit diesem Beispiel für einen unsinnigen Test macht die chemische Industrie Front gegen die geplante Chemikalien-Richtlinie "Reach". 30 000 Stoffe, die ohne Verträglichkeits-Tests in Umlauf gebracht wurden, müssen nach Ansicht der EU-Kommission auf ihre Auswirkungen für Menschen und die Umwelt hin untersucht werden. Die Industrie warnt vor Milliarden-Kosten. Der Konflikt um "Reach" folgt einer klassischen Linie: Auf der einen Seite steht die größtmögliche Sicherheit für Verbraucher, auf der anderen der Kostendruck in der Wirtschaft. Nun kann es, wenn es um die Gesundheit von Menschen geht, keinen Zweifel geben, welche Seite Vorrang hat: die des Verbraucherschutzes. Dass eine Überprüfung der bislang nicht getesteten Chemikalien geboten ist, räumen selbst die Verantwortlichen in der chemischen Industrie ein. Doch muss man wirklich, wie es in dem EU-Entwurf vorgesehen ist, für jede Chemikalie jede denkbare Verwendung überprüfen? Kann man nicht über abgespeckte Tests nachdenken – darüber, ob man tatsächlich Daten zur Wasserlöslichkeit von Eisen braucht, um die Europäer vor Umweltgiften zu schützen? Auch wenn gestern eine – interessanterweise von der Industrie finanzierte – Studie bekannt wurde, nach der die mit "Reach" verbundenen Kosten beherrschbar sein werden: Unnötiger Aufwand führt zu unnötigen Ausgaben und damit zu einer unnötigen Benachteiligung der europäischen Chemie-Industrie im internationalen Wettbewerb. Das läuft nicht nur dem Interesse der Beschäftigten entgegen, die um ihre Jobs bangen – es könnte auch die europäischen Verbraucher hart treffen: dann nämlich, wenn die einheimischen Unternehmen durch Billig-Konkurrenz aus anderen Teilen der Welt verdrängt würden, in denen "Sicherheitsstandards" ein Fremdwort ist. EU-Kommissare und -Politiker sollten den Richtlinien-Entwurf noch einmal mit solchen Gedanken im Hinterkopf unter die Lupe nehmen. Dann besteht die Chance, dass sich der Konflikt um "Reach" in Wohlgefallen auflöst. Wahrscheinlicher als bei Eisen in Wasser ist das allemal. i.kreutz@volksfreund.de

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