Eiskalte Erpressung

Punktgenauer hätte die Waffenstillstands-Offerte - ganz gleich, ob sie tatsächlich von Osama bin Laden stammt oder nicht - kaum sein können: Gerade haben sich die USA auf internationalem Parkett wieder unbeliebt gemacht, weil sie sich (zu) einseitig auf die Seite Israels in Sachen Westjordanland geschlagen haben.

Im Irak müssen westliche Ausländer mehr denn je um Leib und Leben fürchten. Da taucht unvermittelt das Angebot an Europa auf, den Terror zu stoppen. Aber nur dann, wenn sich die Europäer aus allen islamischen Krisenherden zurückziehen. Man muss keine besonders tiefgründigen Überlegungen anstellen, um zu erkennen, welches eiskalte Kalkül hinter der Offerte steckt: Die Amerikaner (und Israelis) sollen isoliert, dem Keil zwischen Europa und den USA der finale Schlag versetzt werden. Das ist - auch wenn der angebliche Bin Laden für seine Tonband-Botschaft noch so viel Kreide gefressen haben mag - nichts anderes als eine weitere Form terroristischer Erpressung. Deshalb tun die Europäer gut daran, das Angebot entschieden zurück zu weisen, denn: Mit Terroristen verhandelt man nicht. Einziges Ergebnis wäre ohnehin, dass bin Laden und seine Schergen ihren Zielen ein Stück näher gekommen wären. Ein "Waffenstillstand" wäre nicht einmal das Tonband wert, auf das er gesprochen wäre. r.gruen@volksfreund.de

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