Eiskalte Rechner

Insolvenzfälle in der Gastronomie, vor allem bei Diskotheken, sind beileibe nichts Ungewöhnliches. Zuweilen wechseln die Besitzer schneller und häufiger als das Publikum. Bei Bernd Gritzmacher liegt die Sache anders. Er hat in den letzten Jahren die Unterhaltungsszene in Trier geprägt wie kein Zweiter, aber er hat auch durch sein bürgerschaftliches Engagement vieles bewegt. Natürlich hat er das nicht aus purem Gutmenschentum getan. Der Geschäftsmann Gritzmacher hat sicher kalkuliert, dass die vielen sinnvollen Unterstützungsmaßnahmen auch Investitionen in das positive Image und damit seinen eigenen Geschäftserfolg darstellen. Aber auf genau diese Kombination von Gemein- und Eigennutz ist die Gesellschaft heute mehr angewiesen denn je. Ohne Sponsoren und Mäzene geht kaum was - und ohne Leute, die bereit sind, ehrenamtliche Funktionen an den Schaltstellen zu übernehmen, geht gar nichts mehr. Gritzmacher hat beides getan, so wie Georg Kern, Ex-Chef der City-Initiative, oder Reinhard Hauser vom Modehaus Marx. Drei Muster-Unternehmer, was ihren Einsatz für öffentliche Belange angeht. Aber auch drei Insolvenz-Fälle innerhalb von nur 15 Monaten. Der Schluss liegt nahe: Wer sich als Unternehmer noch einen Blick über den Tellerrand leistet, wer buchstäblich etwas übrig hat für Soziales, Sport oder Kultur, den holt der Pleitegeier. Im Gegensatz zu den Konkurrenten, die knallhart der Devise "Geiz ist geil" frönen. Das wirft unerfreuliche Zukunftsperspektiven auf, für Kindertagesstätten und Kulturtreibende, für Kicker und Karnevalisten, für Krebshilfe und Kommunalpolitiker, kurzum: für alle, denen Gritzmacher und Co. in den letzten Jahren eine Instanz waren, an die man sich wenden konnte, wenn sonst nichts mehr ging. Die Zeiten gehören den eiskalten Rechnern - es wird auch in Trier ein bisschen frostiger werden. d.lintz@volksfreund.de

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