Elefanten im Porzellanladen

Wer auf nasser Autobahn durch die Gischt eine Lastwagen-Kolonne überholt, für den sind schon 40-Tonner wahre "Monster-Trucks". Und wenn die übermüdeten Fahrer wieder einmal von hinten in ein Stauende krachen oder beim Rechtsabbiegen einen Radfahrer übersehen, ist ihre kinetische Energie auch physisch erfahrbar.

Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land mit einem dichten Verkehrsnetz und vielen Verkehrsteilnehmern, die höchst unterschiedlich geschützt sind. Es ist vielleicht noch vorstellbar, dass 25 Meter lange "Gigaliner" mit 60 Tonnen Zuladung hier künftig auf einigen ausgewählten Strecken fahren dürfen. Nicht aber, dass sie für den allgemeinen Verkehr zugelassen werden. In dem Gewusel unserer Straßen sind sie überdimensioniert und gefährlich. Sie sind Elefanten im Porzellanladen. Deutschland ist nicht zu vergleichen mit den Weiten Australiens oder der Leere Finnlands. Der Wunsch der Industrie, Transportkosten zu senken und der der Logistik-Unternehmen, billiger zu fahren, ist verständlich. Es gibt aber für beides eine Lösung, zumal auf langen Strecken, die sowohl die Umwelt schont als auch die Sicherheit erhöht: die Bahn. Ihr Netz gehört zu den besten der Welt und wartet darauf, besser für Transporte genutzt zu werden als bisher. Eine unbeschränkte Genehmigung der Gigaliner käme einer verkehrspolitischen Kehrtwende gleich, von der Schiene auf die Straße. Mit allen Folgen für die Infrastruktur, die Sicherheit und die Umwelt. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort