Emissionen und Emotionen

Wer interessiert sich schon für Fakten, wenn die Emotionen hoch kochen? Der TÜV hat in einer seriösen Studie festgestellt, dass die Ausstattung aller Diesel-PKW mit Rußpartikelfiltern die Gesamt-Feinstaubemissionen im Lande um maximal fünf Prozent reduzieren würde.

Wer interessiert sich schon für Fakten, wenn die Emotionen hoch kochen? Der TÜV hat in einer seriösen Studie festgestellt, dass die Ausstattung aller Diesel-PKW mit Rußpartikelfiltern die Gesamt-Feinstaubemissionen im Lande um maximal fünf Prozent reduzieren würde. Der Rest des Drecks kommt aus anderen Quellen, überwiegend aus Industrie-Schornsteinen. Das ist sicher kein Grund, die Dieselkarossen weiter fröhlich rußen zu lassen, vor allem nicht in den Städten, wo ihr Anteil am Schadensaufkommen fraglos beachtlich ist. Aber es wirft ein Schlaglicht auf die typisch deutsche Hysterie, die immer wieder dafür sorgt, dass ein einmal aufgekommenes Thema vermittels wildem Aktionismus einer Pseudo-Lösung zugeführt wird. Statt Placebo-Politik wäre eine nüchterne Analyse sinnvoll, wo angesetzt werden muss, um effektive Verbesserungen zu erreichen.

Auch wenn es zynisch klingt: Nachdem die Politik das Thema so lange verdrängt hat, kommt es jetzt auch nicht mehr auf ein paar Monate mehr oder weniger an. Es wäre also Zeit, erst zu denken und dann zu handeln. Was auch immer letztlich herauskommt: Weder bei den Autos noch bei den Industrie-Emissionen dürfen durch Steuergelder und Subventionen die Versäumnisse und die Innovationsresistenz von Unternehmen und Managern ausgebügelt werden. Das groteskeste Beispiel in diesem Zusammenhang ist der angedachte Steuer-Bonus für Neuwagen mit Filter. Solche Fahrzeuge gibt es schon seit Jahren auf dem Markt, und zwar, wie Diesel-Käufer wissen, zu durchaus konkurrenzfähigen und keineswegs subventionsbedürftigen Preisen. Nur eben nicht von VW & Co. Jeder Steuernachlass wäre eine nachträgliche Belohnung für die Nieten in Nadelstreifen, die in den letzten Jahren alle Entwicklungen verschlafen haben.

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