Erst feiern, dann Ärmel hoch

Größer, bunter und vielfältiger wird die Europäische Union mit dem heutigen Datum werden. Größer, weil nun 450 Millionen Menschen eine Gemeinschaft bilden und sich zu gemeinsamen Werten, Regeln und Normen bekennen.

Bunter, weil neue Sprachen und Völker Europas hinzukommen, die mit kulturellen Eigenheiten und noch unbekannten Traditionen die EU bereichern. Vielfältiger, weil nun Staaten wieder Teil der europäischen Familie sind, die über Jahrzehnte hinweg Erfahrungen im Sozialismus und Kommunismus gesammelt haben und den Begriff der Freiheit wieder neu beleben konnten. Insofern ist das Schlagwort von der Wiedervereinigung Europas angebracht. Gleichwohl sind neben der Freude über die einmalige historische Chance die Ängste in dieser fünften Erweiterungsrunde der EU so groß wie nie zuvor. Egal, ob es um die Frage der Sicherheit der Arbeitsplätze, der Kosten für den Nettozahler Deutschland, den Gewinn von Wohlstand für Mittel- und Osteuropa oder die Gleichberechtigung von Alteingesessenen und Neuankömmlingen geht: Jeder Europäer macht seine persönliche Gewinn- und Verlustrechnung auf. Nie zuvor sind so viele Bürger zur EU hinzugekommen, nie zuvor war das soziale Gefälle so groß. Gewiss ist: Es wird zum Ausgleich kommen. Spannend ist die Frage, auf welchem Niveau dies geschieht. Doch sind wir ehrlich: Die Osterweiterung der EU ist nicht das eigentliche Problem. Schon eher ist es die Situation Deutschlands am heutigen 1. Mai. Ja, wir sind nicht mehr die Lokomotive, liegen weit abgeschlagen, wenn es um Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit aber auch um Bildung geht. Geben wir uns einen Ruck und stellen wir all dies hinten an, ebenso die Streitigkeiten über die EU-Verfassung, Fördermittel, Kompetenzverteilung und Richtlinien. Nun wird gefeiert. Doch sollte uns bewusst sein: Nach dem Fest müssen wir an die Arbeit gehen, die Ärmel hochkrempeln und die Union mit Leben erfüllen, um ihrem Anspruch und unseren Hoffnungen gerecht zu werden. Unsere neuen EU-Nachbarn haben in den vergangenen Jahren schon gezeigt, wie das geht. s. schwadorf@volksfreund.de

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