Erwartungsvolle Tochter

Lieber 100-prozentige Tochter als unselbstständige Filiale, lautete das Motto bei der grundsätzlichen Richtungsbestimmung für die Zukunft der Landesbank Rheinland-Pfalz. Monatelang wurde hinter den Kulissen hart verhandelt und gepokert.

Es ging um nichts anderes als um den langfristigen Erhalt der ansehnlichen wirtschaftlichen Stärke des Kreditinstituts und des Bankenplatzes Mainz. Funktionen und Personalstärke stehen auf dem Spiel. Mit dem von der EU verfügten Wegfall der Staatsgarantien müssen sich viele öffentlich-rechtliche Banken und Sparkassen neu organisieren, wollen sie im Wettbewerb weiter mithalten. Dies gilt umso mehr für die Landesbank, bei der das Land seit 1993 bereits nicht mehr mit im Boot ist und damit als Sicherheit dient. Favorit für die Neuorientierung waren bei Sparkassenverband und Politik in Rheinland-Pfalz seit längerem die Stuttgarter Landesbanker, steht doch ihr Unternehmen bundesweit prächtig da. Doch gleichzeitig drohen gerade bei dieser Bank andere Risiken: Die Landesbank Baden-Württemberg ist selbst ein Kind von Fusionen, hat mehrere große Standorte und entsprechend viel Personal, was in der Führungsetage immer wieder Abbaupläne reifen lässt. Die Ängste in Mainz nach einem Zusammenschluss zum Spartopf für die Abbauverhinderer im Ländle zu werden, sind nicht von der Hand zu weisen. Ob es sich als Tochterunternehmen damit besser lebt, muss sich zeigen. Doch mögliche Fusionen mit Hessens Landesbank oder das Festhalten an der Selbstständigkeit sind wirtschaftlich keineswegs sicherer. Unter den Gegebenheiten die beste Variante, lautet denn auch meist das Urteil zu der jetzt getroffenen Weichenstellung. Es trifft den Kern. j.winkler@volksfreund.de

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