Es "Mensch"elt

Echte Gefühle sieht man seltenauf der Mattscheibe: Viel zu oft sind Tränen nur künstlich vonMarketing-Strategen in Szene gesetzt, um irgendwelche Stars undderen CDs noch öfter zu verkaufen. Bei der diesjährigenEcho-Verleihung scheint es allerdings ernsthaft zugegangen zusein. Der Bochumer Herbert Grönemeyer zeigt sich ohnehin gerührt,als er seinen ersten Echo erhält. Als ihm Günter Jauch dann abernoch einen Extra-Echo für den Titel "Mensch" gibt, können diebeiden gestandenen Männer nicht mehr an sich halten: Tränen fließen und jeder, der Grönemeyer-Lieder kennt, weiß, dass er es nur aufrichtig meinen kann. Mit seinem Titel "Mensch" hat er den Nerv der Zeit getroffen, etwas in vielen Menschen berührt und an friedliches Zusammenleben appelliert. "Teil\\\' mit mir deinen Frieden, wenn auch nur geborgt," singt Grönemeyer. Dass er dafür mit dem Echo-Preis ausgezeichnet wird, ist daher konsequent. Wer sich indes in die Herzen des Publikums gesungen hat, ist Robbie Williams. Die Entwicklung des ehemaligen Boygroup-Idols der Gruppe "Take that" verspricht einen echten Superstar. Sein Auftritt war beeindruckend und zeigt, dass Williams zur rechten Größe für die selbsterwählten Frank-Sinatra-Fußstapfen heranreift. Von diesem Entertainer wird in Zukunft noch einiges zu hören sein. Der Echo für die Red Hot Chilly Peppers erscheint indes als Notlösung: Erfolgreich ist diese Band schon seit langem - aber das sind viele andere US-Bands auch. Reichlich spät kommt die Ehrung für die Neue-Deutsche-Welle-Sängerin Nena, die einen Echo als beste nationale Künstlerin im Bereich Rock/Pop erhielt. Damit steht sie auf derselben Stufe wie die Kolumbianerin Shakira, an die ein Echo als beste internationale Künstlerin im Bereich Rock/Pop ging. Dies allerdings mit dem Unterschied, dass Shakira in den vergangenen Monaten einige Videoclips, Titel und Alben mehr geliefert hat als Nena.

Dennoch: besser 20 Jahre zu spät als gar keine Ehrung.

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