Es gärt

Dem deutschen Biermarkt geht es derzeit wie seinem Produkt: Es gärt. Hintergrund für die Spekulationen um Zerschlagungen, Beteiligungen ausländischer Großbrauer und deutsche Brau-Hochzeiten ist die missliche Lage zweier traditioneller Großbrauer.

Brau & Brunnen (7,2 Millionen Hektoliter) mit seinen Flaggschiffen Jever und Brinkhoffs und die Holsten-Gruppe (10,4 Millionen Hektoliter) mit den beiden Top-Marken Licher Pils und König Pilsener stecken tief in der Krise. Nun wäre diese Situation gerade für die ausländischen Großkonzerne eine schöne Ausgangslage, um sich eine deutsche Brau-Tochter in die Familie zu holen. Doch auch bei den Bier-Giganten Anheuser-Bush (147 Millionen Hektoliter), Heiniken (122), SAB Miller (103), Interbrew (102) und Carlsberg (100) sitzt das Geld längst nicht mehr so locker wie noch vor einigen Jahren. So hat beispielsweise die belgische Interbrew für 2003 die Gewinn-Erwartung zurückgeschraubt. Und die Beteiligung am bayerischen Spatenbräu haben die Belgier nicht aus der Kasse, sondern mit einem 13-prozentigen Anteil an ihrer Deutschen Holding bezahlt. Bei all den Spekulationen traut die Branche auch deshalb der Bitburger Gruppe (5,8 Millionen Hektoliter) - neben den ausländischen Konzernen - einen großen Coup zu. Schließlich haben sich die "Eifelbrauer" auf ihre starken Marken konzentriert, unrentable Geschäfte in Osteuropa abgestoßen. Und es ist kein Geheimnis, dass die Bitburger weiter auf der Suche nach Perlen für ihre Unternehmenskette sind. Doch Dietzsch & Co. sind zu clever, um sich Klunker auszusuchen, die für die Bitburger zu schwer und zu teuer sind. Ein geschickter Deal mit der dänischen Carlsberg würde also Sinn machen. Die Spekulationen in der Branche werden auf jeden Fall so lange weiter gehen, bis endlich Vollzug gemeldet wird. h.waschbuesch@volksfreund.de

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