Es hat sich was getan

Das war abzusehen: Pisa wird zum Wahlkampfthema. Die wegen der möglichen Bundestagswahl vorgezogene Präsentation der Ergebnisse des Bildungsvergleichs war taktisch unklug.

Das war abzusehen: Pisa wird zum Wahlkampfthema. Die wegen der möglichen Bundestagswahl vorgezogene Präsentation der Ergebnisse des Bildungsvergleichs war taktisch unklug. Denn nun werden die Ergebnisse zerredet und zu Wahlkampfzwecken missbraucht – Parteipolitisches Geplänkel statt einer notwendigen sachlichen Diskussion. Schade. Denn so wird vollkommen ausgeblendet, dass sich in Sachen Bildung einiges in Deutschland getan hat. Insgesamt sind die Ergebnisse nämlich besser als vor drei Jahren beim ersten Pisa-Test. Sowohl die damals starken als auch die schwachen Bundesländer konnten zulegen. Also eigentlich ein Grund zum Feiern, statt zu jammern. Bildungspessimisten, die bei Pisa I bereits den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen, wurden damit klar widerlegt. Es hat sich was getan. Betrachtet man sich die Ergebnisse einmal näher, erkennt man, dass in fast allen Bundesländern die gleichen Stärken und Schwächen auftauchen: Die Schüler sind gut bis sehr gut in Problemlösungen, auch in Mathe schneiden sie im Großen und Ganzen besser ab als erwartet. Nur das Lesen und Verstehen von Texten bereitet weiterhin fast überall Probleme. Darin sind sie mittelmäßig bis schlecht. Gerade in dieser Schlüsselkompetenz hat sich seit dem ersten Pisa-Test wenig getan. Was die Ergebnisse auch zeigen: In keinem anderen Land der Welt spielt die soziale Herkunft für den Schulerfolg eine so große Rolle wie in Deutschland. Es gibt also genügend Gründe über die Ergebnisse nachzudenken und sie in aller Ruhe zu analysieren, statt nur auf die Rangfolge der Bundesländer zu starren und sie zu politischen Scheingefechten zu nutzen. Das versperrt den Blick auf die Ursachen, weshalb trotz allem noch jede Menge Sand im Bildungsgetriebe ist. b.wientjes@volksfreund.de

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