Es wäre auch anders gegangen

Es gibt nur wenige Auseinandersetzungen, die im Binnenbetrieb der Politik so bedingungslos und hart geführt worden sind wie die um den blauen Dunst. Das, was die Länder gestern als Ergebnis ihres Nichtraucher-Gipfels präsentiert haben, spiegelt die dogmatischen Grenzen und Befindlichkeiten beider Lager durchaus wider - es wird ein Rauchverbot in Gaststätten geben, aber mit Ausnahmen durch die Einrichtung von abgetrennten Räumen.

Nach zähem Ringen ist dies die Kompromisslinie. Dass zwei Länder es dennoch variabeler halten wollen, ist nicht verwerflich: so ist der Föderalismus in Deutschland. Ob die Anti-Raucher-Front mit dem Ergebnis zufrieden sein wird, darf getrost bezweifelt werden angesichts des fast messianischen Vorgehens, mit dem man sogar vor dem Eingriff ins private Qualmen nicht zurückgeschreckt ist. Das Ergebnis kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die monatelange Debatte über den Nichtraucherschutz erheblichen Schaden angerichtet hat. Sie hat dem Bürger beschert, was er an der Politik am wenigsten mag: Reden, verwirren und herumlavieren, bis alles zerredet ist; bis die da unten nicht mehr wissen, was die da oben eigentlich wollen - weil die da oben es wahrscheinlich bis vor kurzem selbst nicht mehr gewusst haben. Man hätte es sich und der Öffentlichkeit einfacher machen können. Wenn beide Lager sich durchgerungen hätten, einen Moment lang nach Versöhnlichem Ausschau zu halten. Von Anfang an wurde jegliche Suche nach praktikablen, freiwilligen Vereinbarungen unter freien Bürgern mit dem Argument gekippt, man dürfe der Zigarettenlobby nicht nachgegeben. Was für ein Quatsch. Dass sich zum Beispiel Fluglinien ohne Zwang auf Rauchverbote in ihren Maschinen verständigt haben, wurde nicht zur Kenntnis genommen; dass die Bahn die Anti-Rauchzeichen der Zeit erkannt hat, egal. Hätten Raucher- und Nichtraucherfront sich mehr mit der nicht-qualmenden Realität in Deutschland auseinandergesetzt, vielleicht wäre dann ein Gesetz unnötig gewesen. Jetzt sind die Wirte gefordert. die Gruppe derer wächst stetig, die die Qualität von Kneipen und Restaurants nicht nur, aber vor allem am Schutz vor dem Passivrauchen bemisst. Jenseits der neuen Vorschriften, die nun auf die Gastronome zukommen werden, verbergen sich hinter diesem Trend viele Chancen. Man muss sie nur erkennen und nutzen. nachrichten.red@volskfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort