Falsch, weil inhuman

Wer mit den Details des Leidens vieler Iraker unter der Schreckensherrschaft Saddam Husseins vertraut ist, dürfte wenig oder gar kein Mitleid empfinden, wenn die Nachricht um die Welt eilt: Der Ex-Diktator baumelt am Galgen.

Der Gas-Mord an kurdischen Zivilisten, das Zwangs-Amputieren von Gliedmaßen bei erfolglosen irakischen Sportlern, das Herunterstoßen von Regimegegnern von Dächern oder das Quälen mit Elektroschocks - all dies sind Beispiele für eine an Brutalität kaum zu überbietende Regentschaft. Doch diese Verbrechen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass aus europäischer Sicht die Todesstrafe das falsche Urteil gewesen ist. Denn wer sich prinzipiell gegen diese finale Strafe stellt, weil sie für inhuman wie mittelalterlich gehalten wird und weil nach Exekutionen Justizirrtümer nicht mehr korrigiert werden können, der darf auch bei Saddam Hussein keine Ausnahme machen. Daran - und nur daran - sollte gemessen werden, wie man zur Frage des Schicksals des Verurteilten steht. Denn die Drohung der Sunniten im Irak, eine Hinrichtung des Despoten werde weitere schwere Unruhen nach sich ziehen, ist nichts anderes als versuchte Erpressung mit äußerst durchsichtiger Motivation. Und: Der Hass und die Gräueltaten zwischen den ethnischen Gruppen im Zweistromland scheinen ohnehin kaum noch steigerbar. nachrichten.red@volksfreund.de

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