Fliegender Wechsel

Gern lässt Kurt Beck Jürgen Zöllner sicher nicht nach Berlin ziehen. Nicht nur, dass ein halbes Jahr nach Start der SPD-Alleinregierung im Kabinett mit dem erfahrensten und krisenbewährten Minister eine feste Größe und ein unabhängiger Kopf verloren geht, auf dessen Rat Beck im Zweifelsfalle immer zählen konnte.

Mit Zöllner geht ein von allen Seiten respektierter Wissenschafts- und Bildungspolitiker, der die rheinland-pfälzische Hochschullandschaft wie kaum ein anderer geprägt hat. Unter seiner Verantwortung wurden Fachhochschulen neu gegründet und reformiert, Universitäten mehr Autonomie eingeräumt oder Forschungsinstitute ins Land gelotst. Als die Schulpolitik vor mehr als zehn Jahren in ideologische Kämpfe abzugleiten drohte, wurde Zöllner der Bildungsbereich übertragen, um wieder in ruhigere Fahrwasser zu kommen. Seine Art, den Ausgleich mit den Betroffenen zu suchen, war meist erfolgreich, auch wenn einige Personalentscheidungen angefochten vor Gerichten landeten. Offene Baustellen hinterlässt Zöllner gleichwohl. Neben Löchern bei der Hochschulfinanzierung vor allem mit der geplanten - rechtlich umstrittenen - Landeskinderregelung, die es noch auszufechten gilt. Mit dem neu zusammengelegten Kultusministerium hat Beck nicht nur ein Sparsignal gesetzt, sondern der ambitionierten Doris Ahnen eine herausfordernde Bewährungschance gegeben. Das seit Jahren vertraute Gespann Zöllner/Ahnen dürfte für einen fliegenden Wechsel ohne Reibungsverluste sorgen. Meistert Ahnen den Einsatz an mehreren Fronten, zählt sie mit dem zweiten Superminister Hendrik Hering zu den ersten Anwärtern auf die Beck-Nachfolge, wenn es auch den SPD-Chef 2009 nach Berlin ziehen sollte. j.winkler@volksfreund.de

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