Flieger auf Schienen?

Die Bahnkommt. Dieser Werbespruch muss den Reisenden immer schriller inden Ohren klingen. Erst kommt Bahnchef Hartmut Mehrdorn mit einemLoblied auf das neue Preissystem, das sich schnell alsundurchschaubarer Tarif-Dschungel entpuppt hat. Und nun will dieBahn ihren Kunden auch noch mit einer flächendeckenden Ausdünnungder Fahrkartenschalter kommen. Dabei sind die Schlangen in denReisezentren schon jetzt ein allgemeines Ärgernis. Nein, so machtsich die Bahn keine Freunde. Natürlich muss das einstige Staatsunternehmen wirtschaftlicher werden. Doch gelegentlich sei daran erinnert, dass die Bahn für die Menschen da sein sollte und nicht umgekehrt. Rein betriebswirtschaftlich wäre sicher die komplette Schließung der Fahrkartenausgaben wünschenswert. Das spart viel Personal und eine Menge Geld. Doch mit einem modernen Dienstleistungsunternehmen, das die Bahn so gern sein möchte, hat diese Philosophie absolut nichts zu tun. Schon die Konzentration auf die lukrativen Hauptstrecken ist eine fragwürdige Angelegenheit. Der Wettbewerbsvorteil der Bahn lag in der Vergangenheit ja gerade darin, dass die Angebote auch bis in vergleichsweise schwach besiedelte Ecken reichten. Wer das jetzt mit dem Hinweis auf den Taschenrechner vom Tisch wischt, der sollte sich andere Bahnanbieter vor Augen halten, die gerade auf Nebenstrecken ihr Geld machen. Hartmut Mehdorn schwebt offensichtlich das auf die Schiene gesetzte Flugzeug vor. Dazu bedarf es bei der Bahn in der Tat nur einiger weniger Reisezentren. Doch was sollte die Menschen dann davon abhalten, gleich mit dem Original in die Luft zu gehen, zumal die Flugpreise häufig deutlich billiger sind? Der Bahnchef sollte sein Konzept noch einmal überdenken.

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