Frischer Wind

Es war der Druck aus purer Finanznot und längst fälligen Einsichten, der zur Einigung auf die Tarifrechtsreform führte und den Öffentlichen Dienst nun ein gewaltiges Stück nach vorne bringt - wobei nicht zuletzt auch auf frischen Wind in den Amtsstuben gehofft werden darf.

Bei der Entrümpelungsaktion musste die Gewerkschaftsseite zweifellos Federn lassen. Doch in keinem anderen Tarifbereich hatten sich über Jahrzehnte auch so viele Absonderlichkeiten an Zulagen, Eingruppierungen und Zuschlägen angesammelt. Die Zeit für eine Entschlackungskur war mehr als reif. Leere Kassen zwingen die Kommunen immer häufiger, eigenes Personal abzubauen und Leistungen an private, kostengünstigere Anbieter zu vergeben. So war der Öffentliche Dienst durch seine lange Abwehrhaltung drauf und dran, den Ast abzusägen, auf dem er sitzt. Der vereinbarte Einstieg in ein an Lei-stung orientiertes und transparentes System eröffnet ihm dagegen neue Chancen in diesem Wettbewerb. Nicht mehr Lebensalter und Familienstand sollen über die Bezahlung entscheiden, sondern Qualifikation und Arbeit. Sogar auf die Einführung eines Niedriglohnsektors konnte man sich verständigen. Dass sich die Länder diesen Vereinbarungen nicht ohne weiteres anschließen, hängt vor allem an der Arbeitszeit-Regelung. Im Gegensatz zu den Kommunen profitieren sie von einer reinen Flexibilisierung in den Verwaltungen nicht sonderlich. Was für sie zählt ist die 40-Stunden-Woche, um die derzeitige Ungleichbehandlung mit den Beamten auszuräumen. An diesem Punkt dürfte die Übernahme einer bereits als "Jahrhundertreform" gefeierten Vereinbarung allerdings kaum scheitern. j.winkler@volksfreund.de

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