Fruchtlose Appelle

Angela Merkel kann einem Leid tun - so zerknirscht, wie die CDU-Chefin seit langem drein schaut, so vergeblich, wie sie seit Monaten an die Einheit der Union appelliert und zum Angriff auf den politischen Gegner bläst.

Je heftiger Merkels Parteifreunde mit den Köpfen nicken, umso rascher gerät die Beschwörungsformel der Vorsitzenden hinterher wieder in Vergessenheit. Kommen die Querschüsse nicht aus den Reihen der profilierungssüchtigen CDU-Ministerpräsidenten oder -Landesvorsitzenden, feuern halt - wie jüngst Michael Glos - die ewig grantelnden Schwestern aus dem Süden der Republik. Ganz nebenbei verabschieden sich noch - ob wegen Affären oder "keine Lust mehr" - CDU-Frontleute wie Merz, Meyer oder Arentz. Kein Wunder, dass die vor einem Jahr noch Kraft strotzende CDU in den Umfragen immer weiter absackt, während die vor kurzem noch totgesagten Sozialdemokraten weiter Boden gut machen - trotz umstrittener Reformen und eines bis dato ausgebliebenem wirtschaftlichen Aufschwungs. Nach der CDU-Vorstandsklausur vom Wochenende werden Merkels Appelle an die Einheit der Union dieses Mal wohl etwas länger Gehör finden. Mit Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen stehen zwei Landtagswahlen ins Haus, bei denen sich die Konservativen Chancen ausrechnen. Bleibt in Kiel und Düsseldorf jedoch alles beim Alten, werden die Schuldigen anschließend in Berlin gesucht. Dann hat Angela Merkel wieder das alte Problem - Querschüsse aus den eigenen Reihen. Wenigstens kann sie die Bundestagswahl 2006 dann endgültig abhaken. r.seydewitz@volksfreund.de

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