Frust im Maschinenraum

Das Bild, das die SPD von ihrer Koalitionsrolle malt, zeugt von tiefer Verzagtheit: Während die Union in Gestalt Angela Merkels vom "Sonnendeck" winkt, strampeln wir uns "im Maschinenraum" ab. Und entsprechend tief sitzen die Genossen auch im Umfragekeller.

So richtet sich der politische Fokus zunehmend auf Matthias Platzeck. Der neue SPD-Chef ist zweifellos eine nette Erscheinung. Doch das ist zu wenig, um gegen Merkel zu punkten. Der Brandenburger Landesvater kann sich nur als eine Art Gegenkanzler profilieren, wenn er die Potsdamer Beschaulichkeit mental überwindet. Den Parteivorsitz als Zweitjob zu begreifen, wie es Platzeck offenbar immer noch tut, ist für die Genossen in der Tat gefährlich. Ein Schwergewicht auf der Berliner Bühne sieht anders aus. In das großkoalitionäre Bundeskabinett muss Platzeck deshalb noch längst nicht eintreten. Denn damit wäre er der Sonnen-Kanzlerin direkt unterstellt. Das verengt die politischen Gestaltungsspielräume. Nein, um sich bundespolitisch Respekt zu verschaffen, gilt es zunächst einmal, die Rangordnung in der eigenen Truppe klar zu ziehen. Franz Müntefering ist zwar Vizekanzler, aber der eigensinnige Genosse steht für unerquickliche Dinge wie Arbeitslosigkeit und Rente mit 67. Und als Platzecks Amtsvorgänger steht er für Vergangenheit. Platzeck gehört dagegen die Zukunft. Seine Partei hat keinen Besseren. Um das zu beweisen, muss die Union nicht in den Maschinenraum gepresst werden. Warum steigt Platzeck nicht ebenfalls aufs Sonnendeck? Ihre Sympathien hat sich Merkel auf außenpolitischem Terrain erkämpft. Übermorgen reist Platzeck nach London zu Tony Blair. Vielleicht ist das ein Anfang. nachrichten.red@volksfreund.de

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