Füller fürs Sommerloch

Seit Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement vor einigen Monaten mit seinen Vorschlägen zur Änderung des Kündigungsschutzes für Furore gesorgt hat, ist es doch vergleichsweise still geworden um den Superminister.

Wahrscheinlich hat der Mann, der jeden Monat eine Reform durchpeitschen wollte, dies selbst bemerkt. Was macht man also als erfahrener Politiker? Man holt einen Ladenhüter hervor, der jedes Sommerloch füllen könnte und ein Garant für eine Schlagzeile ist. Nichts anderes ist die Schnapsidee des Ministers, die Feiertage reduzieren zu wollen. Jenseits vom ökonomischen Sinn oder Unsinn solch eines Planes liegt doch auf der Hand, dass Clements Vorschlag verpuffen wird - das letzte Wort bei solch einer Initiative hätte nämlich der von den C-Parteien dominierte Bundesrat. Vor allem aber: Kirchliche oder staatliche Feiertage sind gewachsene Kulturgüter, die sich nicht einfach hin und her manövrieren lassen. Dafür braucht man gute, sogar sehr gute Gründe - wie damals, als der Buß- und Bettag für die sinnvolle Pflegeversicherung gekippt wurde. Was Clement aber vorgibt, ist fadenscheinig, weil ökonomisch kaum belegt. Die Strukturprobleme des Arbeitsmarktes oder die miserable Binnennachfrage lassen sich nicht dadurch beheben, dass man den weitaus effektiver als andere arbeitenden Deutschen einen Feiertag kürzt. Der Massenarbeitslosigkeit wird man so jedenfalls nicht Herr. Clement hat nachgerechnet. Weniger Feiertage gleich mehr Wachstum. Stimmt das? Nicht jeder Experten glaubt daran. Und blickt man nach Bayern, das mit 13 Feiertagen die meisten hat, sind die Zweifel berechtigt - wirtschaftlich steht das Land in der Republik nämlich weit oben. nachrichten.red@volksfreund.de

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