GLOSSE: Nebengeschäfte

Was ist bloß mit unseren großen Sportreportern los? Jürgen Emig, der Pate der Tour de France, sitzt in U-Haft. Bei Winfried Mohren, dem Fußball-Besserwessi vom MDR, sitzt der Staatsanwalt im Büro.

Was ist bloß mit unseren großen Sportreportern los? Jürgen Emig, der Pate der Tour de France, sitzt in U-Haft. Bei Winfried Mohren, dem Fußball-Besserwessi vom MDR, sitzt der Staatsanwalt im Büro. René Hiepen, der ahnungsloseste Box-Kommentator aller Zeiten, muss sich gerichtsbestätigt nachsagen lassen, er habe versucht, die Boxerin Daisy Lang ins Bett zu zerren – quasi eine Art versuchter Sex mit öffentlich-rechtlichen Schutzbefohlenen.Ja Donnerwetter nochmal, wo sind wir denn? Bei irgendeiner Privatklitsche, wo der arme Reporter, um zu überleben, noch ein paar Nebengeschäfte machen muss? Oder bei ARD und ZDF, wo der Zuschauer die Honorigkeit eigentlich mit den Gebühren in einem Aufwasch schon bezahlt haben sollte?Nicht, dass wir weiß Gott wie pingelig wären. Ein bisschen Skandal darf schon sein. Wenn der Waldi Hartmann mal zu tief ins Weizenglas schaut oder irgendein Bösewicht dem armen Töppi Töpperwien dermaßen ein Ecstasy-Pillchen ins Pils schmeißt, dass der nachher seine halbe Wohnung inklusive Teilen des Inhabers abfackelt: So was kann schon mal vorkommen. Aber die Abzockerei mit Werbe-Nebengeschäften, die unguten Vermengungen zwischen Sportlern, Veranstaltern und Reportern, das müsste doch nicht unbedingt sein.Erinnert sich noch jemand an den armen Ernst Huberty? Der wurde lebenslang vom Bildschirm verbannt, weil er ein paar Groschen zu viel bei den Fahrtkilometern abgerechnet hatte. Heutzutage muss einer schon hinter schwedischen Gardinen schmachten, bevor der Intendant über Konsequenzen grübelt.Gar nicht auszudenken, wenn solcherlei Moral schon früher geherrscht hätte. Wie reich wäre der gute Herbert Zimmermann geworden, hätte er seinen vierfachen Berner Torschrei von einem cleveren Rechtekäufer vermarkten lassen. Andererseits: Heinz Maegerlein wäre unweigerlich in den Verdacht geraten, sein unvergessenes "Sie standen an den Hängen und Pis(s)ten" sei von Villeroy & Boch-Sanitär gesponsert worden. Und Dieter Kürtens Affe, der Frau Weissmueller im Sportstudio die Perücke vom Haupte riss: Wahrscheinlich bei L’Oréal Hair Care unter Vertrag. Doch die haben inzwischen offensichtlich Delling & Netzer eingekauft, so oft, wie die von ihren Haaren reden. Aber ob das die ideale Werbung ist? d.lintz@volksfreund.de

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