Gemeinsame Aufgabe

Welche politischen Auswirkungen können von den Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie erwartet werden? Im historischen Rückblick lässt sich leicht feststellen, dass sich die Differenzen zwischen den Europäern und den USA seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verstärkt haben.

Der Wegfall einer gemeinsamen Bedrohung machte den früher so traditionellen engen Schulterschluss entbehrlich. Und seit George W. Bush im Weißen Haus regiert, sind die Gräben noch tiefer geworden. Bush ist in den Augen zahlreicher Europäer zur größten Bedrohung für den Weltfrieden mutiert. 60 Jahre nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur hat das Bild eines ganz anderen, diesmal hässlich-aggressiven GI, auf dem europäischen Kontinent Fuß gefasst - nicht zuletzt auch wegen des Folterskandals in Bagdad. Die Gedenkfeiern an diesem Wochenende können also zumindest wieder in Erinnerung rufen, dass es bessere Zeiten im beiderseitigen Verhältnis gab und Amerika dank der gemeinsamen Grundwerte immer noch zu den Freunden und nicht Feinden Europas zählt. In Washington wie auch in den europäischen Hauptstädten herrscht nämlich der verbindende Grundgedanke vor, dass ein Abstieg des Irak in Anarchie und Bürgerkrieg fühlbare und langandauernde Konsequenzen für die gesamte westliche Welt haben wird. Dieses Horror-Szenario zu verhindern, erscheint als dringlichste gemeinsame Aufgabe, wenn am Wochenende dieD-Day-Reden gehalten worden sind. Es ist ein Mammut-Projekt, das durchaus gemeistert werden könnte. Und die Erinnerung an den 6. Juni 1994 kann dabei nur helfen. nachrichten.red@volksfreund.de

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