Geschäfte wie geschmiert

Der Trierer Weihnachtsmarkt zählt zu den schönsten der Republik. Jahr für Jahr eilen die Besucher in Scharen herbei. Bei den Standbetreibern klingeln die Kassen, wenn sich mehr als 100 000 Menschen zwischen Hauptmarkt und Domfreihof tummeln.

Kein Wunder, dass die Interessenten Schlange stehen, um einen der wertvollen Stände zu ergattern. Als besonders geschäftstüchtig hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten jemand erwiesen, den man in diesem Metier nicht erwarten durfte: ein städtischer Lebensmittelkontrolleur. Diesem Mann obliegt die Pflicht, die Sauberkeit zu überwachen. Er muss beispielsweise kontrollieren, ob Lebensmittelstände über Handwaschbecken mit fließendem Kalt- und Warmwasser verfügen, ob Personaltoiletten leicht erreichbar sind, ob Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen, und ob die Speisen einwandfrei zubereitet werden. Seit 1982 aktiv, hat der Kontrolleur jedoch nicht das öffentliche, sondern stets sein eigenes Wohl im Auge gehabt und Stände betrieben - als stundenweise Nebentätigkeit verschleiert. Dass seine öffentlichen Urteile über die Hygiene auf dem Weihnachtsmarkt überaus positiv ausfielen, kann deshalb nicht überraschen. Mag sein, dass alles sauber ist. Zweifel sind jedoch angebracht. Denn ein Kontrolleur, der von einer Firma Stände mieten darf, die er überwachen soll, kann wohl kaum als objektiv gelten. Prinzipiell drohen dem, der sich nicht an die einschlägigen Hygiene-Vorschriften hält, empfindliche Geldbußen. In vielen Fällen zeigen sich die Kontrolleure streng - auf dem Weihnachtsmarkt auch? Skandalös ist das Verhalten des Dienstherren, der Trierer Stadtverwaltung. Obwohl sie schon Mitte der 90er Jahre eindringlich auf die Umtriebe des Mitarbeiters hingewiesen wurde, durfte er weiter fröhlich seinen Geschäften nachgehen, die offenbar wie geschmiert laufen. Zwar wurde ihm das Kontrollieren auf dem Weihnachtsmarkt verboten - obwohl es insgesamt nur drei städtische Lebensmittelkontrolleure gibt -, doch letzten Endes ließ man ihn dann doch gewähren. Deutliche Hinweise auf seine Aktivitäten, die dem Ordnungsamt vorlagen, wurden ignoriert. Am Ende bleiben viele Fragen offen. Zuvorderst die, warum der Kontrolleur weiterhin das Vertrauen seiner Vorgesetzten genießt. Denn anstatt ihn komplett aus dem Verkehr zu ziehen, wurden lediglich "arbeitsrechtliche Maßnahmen" ergriffen. Dringend geklärt werden muss auch, in welchem Umfang generell Mitarbeiter der Stadtverwaltung Nebentätigkeiten nachgehen. f.giarra@volksfreund.de

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