Geschenkt

Beschenkt werden macht Freude. Besonders wenn ein spendabler Mäzen auftritt und einer Kommune sozusagen als Geburtstagsgabe seine Kostbarkeiten anbietet. So geschehen zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Trier 1984, als der Kölner Künstler Jupp Lückeroth ihr seine Sammlung informeller Malerei in Aussicht stellte.

Groß daher der Jubel auf Seiten der sowieso schon kräftig feiernden Stadt. Die "noble Geste" wussten die Politiker sehr zu schätzen. Doch leider übersahen die Verantwortlichen in ihrem Überschwang eine "winzige" Kleinigkeit: Für seine Großherzigkeit forderte der Mäzen eine angemessene Präsentation. Die Jahre zogen ins ärmer werdende Land, die Auflage des Gönners geriet in Vergessenheit. Doch irgendwie dachten die wechselnden Verantwortlichen, das Ding schon noch schaukeln zu können. Eine Erweiterung des Museums Simeonstift sollte her, um die umfangreiche Sammlung moderner Kunst aufzunehmen. Denn so etwas fehlte in den Museen der inzwischen weit über 2000 Jahre alten Römerstadt noch immer. Außerdem wollten sich die Politiker keine weitere Blöße geben. Denn schließlich hatten sie bereits teilweise eine andere Bürgerstiftung, die Sammlung Schunck, aus Platzmangel zurückgeben müssen. Alternative Ausstellungsräume zum Simeonstift wurden kaum in Erwägung gezogen. Und siehe da, die Zeit verrann schneller, als die Verantwortlichen jemals zu glauben wagten. Denn selbst zehn Jahre dauern keine Ewigkeit. Von der Erweiterung des Simeonstifts ist nichts mehr zu hören, und von der Sammlung Lückeroth bald auch nichts mehr zu sehen. Denn die wurde jetzt ­ wer hat denn jemals damit rechnen können? ­ vom Anwalt der Erbin aufgekündigt. Macht nichts, vielleicht stehen bald neue Schenkungen ins (Rat)haus. An einer Vorlage wird gearbeitet. j.lehn@volksfreund.de

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