Glückwunsch, bellissima!

Es ist wieder so weit: Jedes Mal, wenn ein deutscher Film oder Schauspieler bei einem der wichtigen Filmfestivals einen Preis erhält, denken die hiesigen Filmschaffenden, es würde ihnen endlich die nötige Anerkennung zuteil. Und weil das wahrlich nicht sehr oft vorkommt, sei Regisseuren, Schauspielern, Produzenten und allen in sämtlichen Abspännen erwähnten Menschen zugestanden, vom internationalen Durchbruch zu träumen: vom Gang über den roten Teppich in Venedig; vom Herzklopfen vor dem "And the Winner is " Katja Riemann darf jetzt träumen. Die blonde Schöne ("bellissima" nennen sie die Italiener) gehört zu den deutschen Vorzeigeschauspielern, die ihren Durchbruch in Deutschland Anfang der 90er-Jahre hatte. Beinahe wäre sie damals nach "Abgeschminkt" und "Der bewegte Mann" in der Komödien-Schublade versunken. Ihr schauspielerisches Talent schien sich vor lauter leichter Unterhaltung fast zu verflüchtigen, bis sie endlich mit ausgesuchten, ernsteren Produktionen die Konsequenzen zog. Das sichtbare Glücksgefühl, als sie in Venedig die Auszeichnung als beste Schauspielerin im Arm hält, sei ihr gegönnt. Doch wird das internationale Kinopublikum auch "ihren" Film "Rosenstraße" mögen, der sich mit der deutschen Vergangenheit beschäftigt? Denn erst Gewinne verhelfen zum anhaltenden internationalen Durchbruch, zu vielen Kopien in vielen Ländern. Wir werden sehen. Einige neue deutsche Filme verzeichnen jedenfalls in den USA beziehungsweise Großbritannien einen relativen Erfolg: "Lola rennt", "Nirgendwo in Afrika" und "Good Bye, Lenin". Warum? Vielleicht, weil es keine deutschen Filme sind, die eigentlich amerikanische sein wollen? b.markwitan@volksfreund.de

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