Gnadenlos
"Tookie" Williams ist tot, es lebe der Rechtsstaat. So rechtfertigen Befürworter der Todesstrafe in den USA - und auch Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger - die Exekution des 51-Jährigen per Giftspritze.
Doch wie lebendig ist ein Rechtsstaat wirklich, der sich anmaßt, Morde mit Tod zu vergelten und dabei auch mögliche Irrtümer in Kauf zu nehmen, die mit dem Tod eines Unschuldigen enden können? Man kann jahrelang debattieren, ob der Mitbegründer einer berüchtigten Straßen-Bande in der Todeszelle zu einem besseren Menschen geworden ist, ob er die ihm zur Last gelegten Morde tatsächlich begangen hat, oder ob die von ihm geschriebenen Bücher wirklich zu einem Rückgang der Jugend-Kriminalität beigetragen haben. Woran es allerdings keine Zweifel geben kann, ist die Tatsache, dass sich Länder wie die USA und China, die eifrig die Todesstrafe anwenden, auf eine Stufe stellen mit jenen Menschen, denen sie kaltblütige Morde vorwerfen. Doch sollte eine Gesellschaft nicht zivilisierter sein als seine Soziopathen? Die Todesstrafe ist allein schon deshalb abzulehnen, weil sie ein unkorrigierbares Resultat hinterlässt. Hinzu kommt, dass auch in den USA die Todesstrafe auf einem Justizsystem fußt, das von etlichen unübersehbaren Mängeln durchsetzt ist. Aus diesem Tatbestand hatte der frühere Gouverneur des Bundesstaates Illinois vor Jahren die einzige logische Konsequenz gezogen und alle Todeskandidaten an seinem letzten Amtstag begnadigt. Ganz anders Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Der hat sich im Fall "Tookie" Williams gnadenlos durchgesetzt - wohl mit Blick auf jene Wähler, die 2006 über eine weitere Amtszeit für ihn entscheiden müssen und mehrheitlich eine Sanktionsform befürworten, die inhuman, ungerecht und mittelalterlich zu nennen ist. nachrichten.red@volksfreund.de