Große unter sich

Der Überraschungscoup "Neuwahlen" hat viele auf dem falschen Fuß erwischt. Noch steht nicht einmal endgültig fest, ob es dazu auch tatsächlich kommt – und ob der Urnengang dann auch wirklich Mitte September über die Bühne geht.

Der Überraschungscoup "Neuwahlen" hat viele auf dem falschen Fuß erwischt. Noch steht nicht einmal endgültig fest, ob es dazu auch tatsächlich kommt – und ob der Urnengang dann auch wirklich Mitte September über die Bühne geht. Doch Landeswahlleiter und Wahlkampfplaner in den Parteizentralen müssen schnellstens reagieren, wollen sie später nicht noch mehr in zeitliche Verdrückung geraten. Dabei geht es keineswegs nur um die verwaltungstechnische Abwicklung der Wahlen, die unter dem enormen Zeitdruck viele Schwierigkeiten mit sich bringt. Kleinere Parteien oder Wählergruppen werden kaum Gelegenheit haben, sich kurzfristig innerhalb weniger Wochen überhaupt so zu organisieren und bekannt zu machen, dass sich ihr Antreten auch lohnt. Zumal die Ferienzeit vor der Tür steht und das Interesse an der Politik zumindest vorübergehend merklich nachlassen dürfte. Nicht auszuschließen, dass Schröder und Müntefering mit ihrem Schnellschuss so nebenher auch lästige Konkurrenz für Protestler wie die PDS oder die linke Wahlalternative überrumpeln und kleinhalten wollen. Fest steht: Der Vorstoß nutzt vor allem den arrivierten Parteien. Die Großen werden unter sich bleiben. Den rheinland-pfälzischen Landesverbänden kommt dabei zu gute, dass sie momentan bereits auf Wahlkampf und Kandidatenaufstellung ausgerichtet sind, wenn auch für die Landtagswahl. Ihre Geschäftsstellen laufen schon auf Hochtouren und müssen die Schalter lediglich auf die Bundestagswahl umstellen. So mancher Bundestagsabgeordnete oder noch unbekannte ambitionierte Kandidat wird indes mit einer kurzfristig notwendigen Entscheidung für seine Zukunftsplanung in die Bredouille kommen. Auch hier liegt der Vorteil auf Seiten der Etablierten. nachrichten.red@volksfreund.de

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