Großer Tennis

"Herr Hitzfeld, Sie hatten in ihrer Dortmunder Zeit einen Darmdurchbruch. Das geht doch an die Nieren." Boris Becker war ein Weltklasse-Tennisspieler, aber, als in der Schule Anatomie behandelt wurde, fehlte er scheinbar.

Eine der Erkenntnisse der ersten Talkshow von Bobbele, genannt "Boris Becker 1:1". Wer seine Premiere als Talkmaster hat, sollte natürlich gleich mit der ersten Frage die Bombe platzen lassen. Einmal tief durchgeatmet und dann den Bayern-Trainer furchtlos angegangen: "Herr Hitzfeld, wie geht es ihnen?" Grandios. Und dann: Boris zückt Pokerkarten, weil Hitzfeld ja auch ein Pokerface ist und früher gezockt hat. Genialer Übergang. 20 Minuten lang liest Becker schulbubenhaft, aber fast ohne die prägnanten "Äähs" artige Fragen ab, die unterkühlte Spaßbremse Hitzfeld antwortet artig und dankte noch artiger: "Herr Becker, da haben Sie mein Buch aber gut gelesen." Erst gegen Ende hakt Becker nach und kontert schlagkräftig: "Herr Hitzfeld, sie sind ja eher emotionslos." Applausund Gelächter aus der Konserve - das Deutsche SportFernsehen scheint so pleite, dass es sich nicht einmal echtes Publikum leisten kann. Man sollte sich auch überlegen, die Sendung auf 18.30 Uhr vorzuverlegen, dann ist der Einschlaf-Faktor kleiner. Gut für die Quote, dass der Computer nicht merkte, wie viele der 570 000 Zuschauer wachen Auges waren. Ach ja, da war ja noch Beckers Ansinnen, endlich mal die Fragen zu stellen, die sonst keiner stellt. Es ist ihm gelungen - leider. Oder, um mit Bobbeles Ex-Manager Ion Tiriac, wie Boris ein Feind der deutschen Sprache, zu sprechen: "Das war großer Tennis." b.pazen@volksfreund.de

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