Großreinemachen angesagt

Die Zerreißprobe in der IG Metall wird den Industriestandort Deutschland nachhaltiger beeinflussen als dies viele wahrhaben wollen. Bei den Verhandlungen in Frankfurt geht es natürlich um Macht und Positionen.

Doch die anwesenden 40 Vorstandsmitglieder reden sich nicht die Köpfe heiß, um Jürgen Peters, Berthold Huber oder sonst einen Metaller als Zwickel-Nachfolger aufs Schild zu heben. Es geht um die Ausrichtung der Gewerkschaft, um die Positionierung gegenüber den Arbeitgeberverbänden und vor allem um die zukünftige Kampflage gegenüber den großen deutschen Automobilkonzernen. Doch deren Macht reicht weit. Die Auseinandersetzung im Osten scheiterte im Westen. Volkswagen und BMW ließen nur kurz die Muskeln spielen und schon brach die Streikfront im Osten zusammen. Dabei hatte Chef-Planer Peters die "Fernwirkung" des Oststreiks doch kalkuliert und auch im IG-Metall-Vorstand vorgestellt. Mit der Forderung nach der 35-Stunden-Woche sollte auch der Besitzstand im Westen nachhaltig geschützt werden. Doch das Streikdebakel hat die Gewerkschaft in eine katastrophale Lage geführt. Nichts ist mehr sicher, die Tarifgegner wissen, dass sie nun leichtes Spiel haben. Das große Angriffsziel der Arbeitgeber ist der Flächentarifvertrag. Bringt die IG Metall nicht schnell Ordnung in ihre Reihen, gefährdet sie alle Erfolge der Vergangenheit. Ein Neuanfang ist nötig. Der gelingt nur ohne Peters und Huber. h.waschbuesch@volksfreund.de

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