Gute Bildung für gutes Geld?

BERLIN. (has) Die Rechnung ist ganz einfach: Gute Bildung für gutes Geld. In Deutschland boomen trotz allgemein sinkender Schülerzahlen die Privatschulen, weil die öffentlichen Bildungseinrichtungen seit der Pisa-Studie oder den Debatten um wachsende Gewalt einen schlechten Ruf genießen.

Eltern greifen für das Wissen ihrer Kinder tief in die Tasche: Nach einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) kostet der Bildungsspaß im Durchschnitt 1600 Euro jährlich. Doch lässt sich Lernerfolg wirklich kaufen? Rund 870 000 Schüler besuchen in Deutschland eine private Schule; nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Privatschulen (VDP) gab es im Schuljahr 2005/2006 rund 4600 solcher Lehranstalten, davon waren 2765 allgemein bildende Schulen. Sie sind besonders beliebt: Von 1992 bis 2005 stieg ihre Schülerzahl auf 640 000 an, 40 Prozent dieser Schulen sind inzwischen Gymnasien. Allein letztes Jahr wurden 79 allgemein bildende Privatschulen neu gegründet. Der Bedarf ist da: Meinungsumfragen zufolge wollen 16 bis 20 Prozent der Eltern ihre Kinder am liebsten auf eine Privatschule schicken. Die Nachfrage kann aber nicht annähernd gedeckt werden: Die tatsächliche Aufnahmekapazität von Privatschulen liegt laut IW bei knapp sieben Prozent der Schüler. Mehr als die Hälfte der Privatschulen wird von den christlichen Kirchen getragen, ein Fünftel unterrichtet nach der Waldorf-Pädagogik. Traditionell gibt es verhältnismäßig viele in Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. In einigen Bundesländern seien die Abiturientenquoten bereits deutlich höher als an staatlichen Schulen. Das IW plädiert deshalb für eine bessere finanzielle Ausstattung der Privatschulen durch den Staat, die aber nicht zu Lasten der öffentlichen Schulen gehen dürfe. Klar ist aber auch, Privatschulen werden besonders häufig von Kindern aus bildungsnahen Milieus besucht, deren Eltern sich den Luxus leisten können. Glaubt man der Lehrergewerkschaft GEW, sind im Schnitt die Leistungen privater Schulen aber nicht besser als die der staatlichen. Entscheidend bleibe immer noch das richtige Konzept, "motivierte Lehrkräfte sowie gute Lern- und Lehrbedingungen".

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