Gute Freunde

US-Präsident George W. Bush belohnt gute Freunde. Das gilt zum einen für die Berufung des neuen US-Botschafters in Berlin, William Timken. Der spricht zwar kein Deutsch und hat keine diplomatische Erfahrung.

US-Präsident George W. Bush belohnt gute Freunde. Das gilt zum einen für die Berufung des neuen US-Botschafters in Berlin, William Timken. Der spricht zwar kein Deutsch und hat keine diplomatische Erfahrung. Doch der Industrielle Timken griff immer dann tief in die eigene Tasche, als es um die Unterstützung der Republikaner im Wahlkampf ging.Und auch John Roberts, der Kandidat Bushs für den Obersten Gerichtshof der USA, profitierte jetzt von seinen engen Beziehungen zum Weißen Haus. Roberts gehörte schließlich zu jenen Anwälten, die für Bush in Florida gegen die Stimmen-Nachzählung bei den Wahlen im Jahr 1999 zu Felde gezogen waren und schließlich durch höchstrichterliche Entscheidung bestätigt wurden. Keine Frage: Roberts ist ebenfalls ein treuer Parteisoldat des Texaners.Seine Nominierung dürfte allerdings wesentlich spektakulärere Folgen für die amerikanische Realpolitik haben als die Entsendung von Botschafter Timken zu Empfängen und Cocktailpartys an die Spree. Da beim Obersten Gerichtshof in Washington gewöhnlich alle wichtigen innenpolitischen Entscheidungen auf ihre Verfassungsmäßigkeit abgeklopft werden, kann Bush bei einer erfolgreichen Bestätigung des 50-jährigen Roberts durch den US-Senat damit rechnen, diesen als konservativen Interessenvertreter bis zum Lebensende – und damit womöglich für die nächsten 25 bis 30 Jahre – an einer essentiellen Schaltstelle der Macht installiert zu haben. Und da auch der schwer erkrankte Gerichtshofs-Präsident William Rehnquist aller Voraussicht nach noch in dieser Bush-Amtsperiode abdanken muss, dürfte der Präsident hier ein zweites Mal versuchen, die Weichen im republikanischen Sinne zu stellen. Kein Wunder, dass für Amerikas Liberale nun das große Zittern beginnt. Denn in Streitfragen wie dem Abtreibungsrecht oder der Homo-Ehe drohen die ohnehin bei den letzten Wahlen gebeutelten US-Demokraten nun für Jahrzehnte ins Hintertreffen zu geraten. nachrichten.red@volksfreund.de

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