Halb voll, nicht halb leer

Das Glas ist halb leer. Wer mit dieser Einstellung durchs Leben geht, hat in den nächsten Wochen allen Grund, sich zu grämen: Beim Anstellen der Heizung wird ihm angesichts der Energiekosten eher kalt als heiß.

Beim Mittagessen könnte ihm wegen der höheren Lebensmittelpreise der Appetit vergehen. Und wenn er den Frust runterspülen will, muss er fürs Bier in der Kneipe womöglich auch noch ein paar Cent mehr bezahlen. Prost Mahlzeit. Alles aber hat zwei Seiten: Insgesamt gesehen ist die Inflationsrate in Deutschland in einem verträglichen Rahmen. Im August sind die Verbraucherpreise sogar erstmals seit Langem wieder ganz leicht gesunken. Die "Alles-wird-teurer"-Meldungen erschrecken derzeit nur so heftig, weil sie wirklich von allen Seiten auf die Verbraucher einzustürzen scheinen. Bei den Lebensmitteln folgt auf ein schwieriges Erntejahr aber sicher auch bald wieder ein aus Verbrauchersicht günstigeres Jahr. Und bei den Energiepreisen scheinen die Verantwortlichen in Berlin und Mainz endlich aufgewacht zu sein. Den Strom- und Gasversorgern, die ihre marktbeherrschende Stellung einmal mehr ausnutzen wollen, wird jedenfalls viel kritischer auf die Finger geschaut als früher. Die Bundesregierung beteuert zwar derzeit, sie würde in jedem Fall an der Mehrwertsteuer-Erhöhung im Januar 2007 festhalten, Aufschwung hin oder her. Aber vier Monate sind in der Politik eine lange Zeit, und Politiker sind selten um gute Ausreden für einen plötzlichen Meinungsumschwung verlegen. Die gute Stimmung, die in Deutschland seit der WM herrschte, sollte sich jedenfalls also erstmal niemand verderben lassen. Denn das Glas ist auch halb voll. m.schmitz@volksfreund.de

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