Hart aber ehrlich

Seit Jahren starren Politiker, Wirtschaftsexperten und Journalisten am Anfang eines jeden Monats gebannt nach Nürnberg. Schließlich sind die monatlichen Arbeitslosenzahlen der wichtigste Indikator für den Zustand der Nation.

Aus diesem Blickwinkel müsste die Region Trier hochzufrieden sein. Schließlich liegt sie mit einer Arbeitslosenquote von lediglich 5,8 Prozent im Südwesten an der Spitze. Kein anderer Arbeitsamtsbezirk im Saarland und in Rheinland-Pfalz kann an diesen Wert heranreichen. Die Erklärungen dafür sind einfach: Schließlich profitiert die Region Trier von ihrer Nähe zu Luxemburg. Rund 18 000 Pendler aus der Grenzregion pendeln für die tägliche Arbeit ins Ländchen und entlasten damit auch den heimischen Arbeitsmarkt. Aber in Luxemburg hat sich in jüngster Vergangenheit die Beschäftigungssituation verschärft. Inzwischen kämpft aus das "Ländchen" mit einer Quote von fast vier Prozent. Entlastungseffekte jenseits der Grenze können also im Moment nicht für den Rückgang in der Region Trier herangezogen werden. Vielmehr macht sich in Trier die Maxime "Fördern und Fordern" bemerkbar. Wer arbeitslos ist, muss sich bereithalten, wird qualifiziert und gefordert. Wer sich verdrücken will und keine Lust auf Arbeit hat, bekommt schnell sein Arbeitslosengeld gekürzt oder gestrichen. Drückberger haben keine Chance. Und wer hinter die Logik eines Florian Gersters blickt, weiß, dass dies das neue Arbeitsamt ist. Schnell qualifizieren und vermitteln, damit die Kosten für die Bundesanstalt für Arbeit sinken. Würden alle Arbeitsämter mit noch härterem Besen ihre Statistik bereinigen, könnte Nürnberg sogar auf Zuweisungen aus dem Bundeshaushalt von fünf Milliarden Euro verzichten. Das ist für viele Arbeitslose hart, die das alte Vorgehen der Arbeitsämter gewöhnt waren, doch es ist gerecht: für jene, die nicht das Arbeitslosengeld als Zuschuss zu sonstigen Einkommen sehen, sondern wirklich eine Beschäftigung suchen und auch ihren Beitrag in die Sozialkassen abführen. h.waschbuesch@volksfreund.de

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